59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Vor welchen Herausforderungen stehen Hausärzt:innen bei der Informations- und Wissensvermittlung? Erkenntnisse aus dem HLS-PROF-GER
2Hertie School, Deutschland
Text
Hintergrund: Das ärztliche Gespräch ist zentral für die Aufklärung von PatientInnen. Dafür müssen ÄrztInnen Informationen so vermitteln, dass sie an das Vorwissen und die Voraussetzungen von PatientInnen anknüpfen, von diesen verstanden, eingeordnet, beurteilt und im Alltag zur gesundheitsbezogenen Entscheidungsfindung genutzt werden können – eine angesichts des breiten Spektrums an PatientInnen anspruchsvolle Herausforderung. Um zu klären, wo aus Sicht von ÄrztInnen Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser Aufgaben bestehen, wurde in einer Dreiländerstudie (DE, AT, CH) die Informations- und Wissensvermittlung als zentrale Dimension „Professioneller Gesundheitskompetenz“ erhoben.
Zielsetzung/Fragestellung: Vor welchen Herausforderungen stehen HausärztInnen bei der Informations- und Wissensvermittlung?
Material und Methoden: In Deutschland wurden 297 HausärztInnen in einer Online-Umfrage mit einem Erhebungsinstrument zur Messung Professioneller Gesundheitskompetenz (HLS-PROF-GER) befragt. Die Informations- und Wissensvermittlung wurde über die selbsteingeschätzten Schwierigkeiten bei der Umsetzung von insgesamt 17 Aufgaben im ärztlichen Alltag in fünf Teilbereichen erfasst. Zusätzlich wurden Fragen zu den Ausbildungs- und Rahmenbedingungen gestellt.
Ergebnisse: Am schwierigsten wird der Teilbereich „Mit Herausforderungen bei der Informationsvermittlung umgehen“ eingeschätzt. Auf Ebene der einzelnen Aufgaben fällt es besonders schwer, mit fehl- oder falschinformierten PatientInnen umzugehen (44,5% eher/sehr schwierig) sowie einzuschätzen, inwieweit kulturelle Unterschiede das Verständnis erschweren (39,7% eher/sehr schwierig). Auch das Vorwissen von PatientInnen einzuschätzen, stellt über ein Viertel der Befragten vor Schwierigkeiten. Gut ein Drittel gibt an, sich eher/schlecht durch die eigene Ausbildung auf die Informations- und Wissensvermittlung vorbereitet zu fühlen.
Diskussion: Die Ergebnisse zur Informations- und Wissensvermittlung geben Aufschluss, wo Unterstützungsmaßnahmen vorrangig erforderlich sind und durch die Zielgruppe als besonders hilfreich wahrgenommen werden. Neben einer stärkeren Verankerung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung können Lernangebote und Materialien entwickelt werden, die die Aufklärung erleichtern und die Versorgung von PatientInnen verbessern.
Take Home Message für die Praxis: Praxisnahe Angebote, die die Gesundheitsprofessionen bei der Informations- und Wissensvermittlung unterstützen, können zur Verbesserung der PatientInnenversorgung