59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Implementierung eines sektorenübergreifenden, kurzstationären, allgemeinmedizinisch-orientierten Versorgungsmodells (STATAMED) aus Sicht der Leistungserbringer
2Universität Siegen, Siegen, Deutschland
Text
Hintergrund: Die medizinische Betreuung einer alternden Bevölkerung bringt zahlreiche Herausforderungen und Schwierigkeiten mit sich. Dies betrifft auch allgemeinmedizinische Behandlungen, z.B. bei chronischen Erkrankungen oder akuten Infekten, wo es neben Fehl- und Unterversorgung auch zu Überversorgung kommen kann. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind innovative Versorgungsansätze erforderlich, die eine effiziente und bedarfsorientierte Neugestaltung des ambulant-stationären Patientenpfades ermöglichen. Das Projekt STATAMED hat zum Ziel, ein interdisziplinäres, regional vernetztes und allgemeinmedizinisches Versorgungsmodell für die kurzstationäre Versorgung zu etablieren. Die Umsetzung erfolgt in drei ländlichen und drei städtischen Regionen.
Zielsetzung/Fragestellung: Die vorliegende Studie untersucht die Implementierung von STATAMED aus Sicht der Leistungserbringenden. Ziel ist es Faktoren zu identifizieren, die die Umsetzung der neuen Versorgungsform fördern oder hemmen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf organisationalen Faktoren.
Material und Methoden: An allen sechs STATAMED-Standorten werden semi-strukturierte, qualitative Interviews durchgeführt. Die Zielgruppe der Befragung umfasst ärztliches und pflegerisches Personal sowie Mitarbeitende aus der Krankenhausverwaltung. Der Fokus der Erhebung liegt dabei auf Mitarbeitenden mit projektspezifischen Aufgaben und Rollen, da sich diese von der Regelversorgung unterscheiden. Im ersten Erhebungszeitraum wurden 36 Interviews geführt. Eine zweite Erhebung ist für das Ende der Intervention (Q1 2026) geplant.
Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse zeigen u.a. das bisherige Erfahrungen mit Veränderungsprozessen eine wichtige Rolle spielen. Zudem ist die Kommunikation der Veränderungen durch Vorgesetzte essentiell, da ungenügende Kommunikation zu Unsicherheit und zusätzlichem Abstimmungsbedarf führt. Duale Strukturen, die durch die Einführung neuer Prozesse und Rollen entstanden sind, führten vielfach zu Konflikten. Die konkrete Ausgestaltung der projektspezifischen Rollen und Aufgaben wurde zudem als zentraler Aspekt für eine erfolgreiche Implementierung identifiziert.
Diskussion: Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse für die erfolgreiche Umsetzung innovativer Versorgungsmodelle. Dabei werden u.a. Erkenntnisse betriebswirtschaftlicher Forschung für die Implementierung neuer Versorgungsmodelle diskutiert.
Take Home Message für die Praxis: Organisationale Faktoren und Prozesse sind für die Implementierung innovativer Versorgungsmodelle von großer Bedeutung.