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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Die stationäre Allgemeinmedizin als Zukunftsmodell? Potentiale aus Sicht der regionalen Gesundheitsversorgenden – eine qualitative Studie

Juliane Poeck 1
Judith Hoffmeyer 1
Nils Schneider 1
Katharina van Baal 1
1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland

Text

Hintergrund: STATAMED stellt ein neues sektorenübergreifendes, kurzstationäres allgemeinmedizinisches Versorgungsmodell dar. Es zielt darauf ab, die stationäre Verweildauer, Re-Hospitalisierungsrate und Inanspruchnahme von Notfallversorgung zu reduzieren und Patient:innen vor Über- und Fehlversorgung zu schützen. STATAMED wird seit April 2024 an sechs Standorten in Niedersachsen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen erprobt und soll eine Brücke zwischen dem ambulanten und stationären Sektor bilden. Eine begleitende qualitative Prozessevaluation liefert Erkenntnisse zur Implementierung und zum Umsetzungsgrad der neuen Versorgungsform.

Zielsetzung/Fragestellung: Die vorliegende Teilstudie zielt darauf ab, die Akzeptanz zum neuen Versorgungsmodell sowie Einflussfaktoren auf den Implementierungsprozess aus Sicht der regionalen Gesundheitsversorgenden zu erfassen.

Material und Methoden: An vier zu evaluierenden Standorten wurden zwischen November 2024 und April 2025 vier Fokusgruppendiskussionen mit insgesamt 34 Teilnehmenden sowie ca. 27 Einzelinterviews mit dem STATAMED-Personal und (potentiellen) Zuweisenden aus hausärztlichen Praxen, Pflegeeinrichtungen und dem Rettungsdienst durchgeführt. Als zentrale Themen wurden Einstellungen, Potentiale, Bedarfe sowie förderliche und hinderliche Faktoren für den Implementierungsprozess erfasst. Alle Erhebungen wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und mit MAXQDA inhaltsanalytisch nach Rädiker und Kuckartz (2019) ausgewertet.

Ergebnisse: Erste Auswertungen zeigen, dass STATAMED von Gesundheitsversorgenden grundsätzlich positiv wahrgenommen und mit einem hohen Potential zur Entlastung anderer Versorgungsstrukturen sowie einer niederschwelligen, wohnortnahen Versorgung älterer Patient:innen assoziiert wird. Hürden bestehen im Ausbau des Gesundheitspartnernetzwerks, einem zu geringen Bekanntheitsgrad von STATAMED in der Region sowie in Unsicherheiten über die zukünftige Entwicklung der regionalen Gesundheitsversorgung.

Diskussion: Die Erkenntnisse tragen dazu bei, den Implementierungsprozess von STATAMED für die weitere Interventionszeit zu optimieren und eine Grundlage für einen Übergang in die Regelversorgung zu schaffen.

Take Home Message für die Praxis: Für eine erfolgreiche Gestaltung des Transformationsprozesses ist eine enge Einbindung der regionalen Gesundheitsversorgenden von zentraler Bedeutung.