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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Wie werden Menschen, die in Pflegeheimen leben, partizipativ in Forschungsprojekte eingebunden? Eine explorative Literaturanalyse

Andreas Günther 1
Tanja Schleef 1
Franziska Annemarie Herbst 1
1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland

Text

Hintergrund: Menschen, die in Pflegeheimen leben, werden zunehmend in Entscheidungen über ihr tägliches Leben und ihre gesundheitliche Versorgung eingebunden. Weniger etabliert ist ihre Partizipation an Forschungsprojekten, die sie betreffen.

Zielsetzung/Fragestellung: Wie werden Menschen, die in Pflegeheimen leben, in Forschungsprojekte eingebunden? Welche Methoden werden beschrieben?

Diskussionspunkt: Wenn Menschen, die in Pflegeheimen leben, in Forschungsprozesse einbezogen werden, erfolgt dies selten im Sinne von Mitbestimmung. Menschen mit körperlichen oder mentalen Beeinträchtigungen partizipieren kaum.

Inhalt: Eine erste explorative Literaturrecherche wurde in den Datenbanken CINAHL und PubMed durchgeführt. Dazu wurden die Datenbanken auf Publikationen durchsucht, die sowohl „patient involvement“ als auch „nursing home/s“ in Titel/Abstract und/oder Medical Subject Headings (MeSH) erwähnen. Nach initialer Sichtung von 763 Abstracts wurden 137 Volltexte geprüft. Davon beschrieben 27 Publikationen keine Partizipation von Pflegeheimbewohnern oder -bewohnerinnen an Forschung; 46 beschränkten sich auf die Nutzung von Bewohnenden als Datenquelle; 36 beschrieben eine Vorstufe der Partizipation wie Einbeziehung, Kollaboration oder Konsultation. Die verbleibenden 28 Publikationen, die eine Partizipation im Sinne von Mitbestimmung beschrieben, wurden weiter ausgewertet. Die Artikel berichten Ergebnisse aus Nordamerika oder Europa, davon 5 aus Deutschland, 1 aus der Karibik. Es werden medizinische Aspekte (n=10), Lebensumstände (n=13) und die Einbindung in Forschung (n=5) grundsätzlich thematisiert. Ziele der Partizipation betrafen die Entwicklung der Methodik (n=17), die Aus-/Bewertung von Daten (n=24) und die Konsensfindung (n=20). In 12 Studien wurden Ausschlusskriterien explizit genannt (körperliche und/oder mentale Beeinträchtigungen). Die Beteiligung erfolgte über die Einbeziehung in verschiedenen Gruppenformaten (n=27), Einzelinterviews (n=16) und selbständig ausgefüllte Fragebögen (n=9). In einem Forschungsprojekt zu medizinischen Aspekten (n=2 Artikel) erfolgte die Einbeziehung in Gruppendiskussionen über eine Fürsprecherin, nachdem die Betroffenenperspektive zuvor in Einzelinterviews ermittelt wurde.

Take Home Message für die Praxis: Methoden, mit denen die Einbeziehung besonders vulnerabler Pflegeheimbewohner und -bewohnerinnen in Forschungsprozesse verbessert werden kann, sind beschrieben. Forschende, die sich der hausärztlichen Versorgung in Pflegeheimen widmen, können die beschriebenen partizipativen Methoden nutzen und sollten sie weiterentwickeln.