59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Projekt Quincie – Einflussfaktoren zur Umsetzung der Qualitätsindikatoren aus der S3-Leitlinie Palliativmedizin
Text
Hintergrund: Die S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patient:innen mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung stellt eine wichtige Grundlage für die Versorgung am Lebensende dar. In der Leitlinie sind elf Qualitätsindikatoren (QI) formuliert, welche der Qualitätssicherung in der allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung dienen können. Bisher ist unklar, inwieweit diese QI in der Versorgungspraxis implementiert sind. Das Projekt Quincie (Förderung: Deutsche Krebshilfe; 70115061; 02/2023–09/2025) untersucht die praktische Umsetzung der QI auf Palliativstationen.
Zielsetzung/Fragestellung: Dieses Teilprojekt zielt darauf ab, Einflussfaktoren für die Umsetzung der QI aus der S3-Leitlinie Palliativmedizin zu beschreiben.
Diskussionspunkt: Die im Projekt Quincie gewonnenen Erkenntnisse zu Einflussfaktoren auf die Umsetzung der S3-Leitlinie wurden in Bezug auf Palliativstationen erhoben, können jedoch auch für die hausärztliche Versorgung gewinnbringende Impulse setzen.
Inhalt: Es wurden zwei Umsetzungsworkshops mit Expert:innen für die klinische Versorgung (n=9) und für die S3-Leitlinie Palliativmedizin (n=6) durchgeführt, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Es zeigte sich, dass auf Seiten der Expert:innen für die klinische Versorgung grundlegende Herausforderungen mit den Dokumentationssystemen und den Finanzierungsansprüchen an die Dokumentation erlebt werden. Rücksprachen mit Verantwortlichen für die Dokumentationssysteme sind häufig aufwändig und abhängig von der Unterstützung weiterer Leitungspersonen. Als förderliche Faktoren für die Umsetzung der QI gelten der niedrigschwellige Zugang zum IT-Service, die einfache Anwendbarkeit von Assessments und die parallele Nutzung der Routinedokumentation für die Bestimmung der QI.
Die Expert:innen für die S3-Leitlinie Palliativmedizin sehen einen Teil der Verantwortung bei der S3-Leitliniengruppe Palliativmedizin und nennen als hinderliche Faktoren eine fehlende Aktualisierung der QI und die teils missverständliche Beschreibung der Qualitätsziele. Auch der Geltungsbereich der QI im Hinblick auf verschiedene Versorgungssettings wurde diskutiert. Insbesondere QI 1 „Atemnot“, QI 4 „Symptomassessment in der Sterbephase“ und QI 9 „Dokumentation von Therapiezielen“ werden dabei als relevante QIs für die allgemeine Palliativversorgung beschrieben.
Take Home Message für die Praxis: Die Anwendung der QI kann Hausärzt:innen bei der Gestaltung der Versorgung am Lebensende besonders in Bezug auf die Symptomkontrolle und die Therapiezielsetzung unterstützen.