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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Strategien zur Bewältigung hoher Arbeitsbelastung bei Medizinischen Fachangestellten: Ergebnisse der WiSBAH-Studie und Interviews mit MFA

Susanne Kersten 1,2
Elena Hohmann 3,2
Aleyna Calis 4,2
Nadine Berges 5,2
Sabine Weißbach 6,2
Dorothea Dehnen 4,2
Johanna Schweizer 3,2
1Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung, Witten, Deutschland
2HAFO.NRW, Hausärztliches Forschungspraxennetz NRW, Deutschland
3Universität Münster, Institut für Allgemeinmedizin, Münster, Deutschland
4Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
5Uniklinik RWTH Aachen, Institut für Digitale Allgemeinmedizin, Aachen, Deutschland
6Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland

Text

Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie hat die Arbeitsbelastung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) in deutschen Hausarztpraxen erheblich erhöht. Um dem entgegenzuwirken, führten viele Praxen Maßnahmen zur Verringerung der Arbeitsbelastung und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein, insbesondere auch für Medizinische Fachangestellte (MFA)

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der WiSBAH-Studie (Wirksame Strategien zur Bewältigung von hohem Arbeitsaufkommen in Hausarztpraxen) war es, sowohl quantitative als auch qualitative Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie MFA die Arbeitsbelastung während und nach der Pandemie erlebt haben und welche Maßnahmen zur Arbeitsentlastung in den Praxen umgesetzt wurden. Untersucht wurde zudem, welche strukturellen, sozialen und individuellen Faktoren langfristig zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen beitragen können.

Diskussionspunkt: Wie können erfolgreiche Maßnahmen nachhaltig in den Praxisalltag integriert werden? Welche Veränderungen sind nötig, um MFA langfristig zu entlasten und den Beruf (wieder) attraktiver zu machen?

Inhalt: Die Studie kombinierte eine quantitative Befragung von MFA (n=355) mit qualitativen Interviews (n=12). Im Rahmen einer Fragebogenerhebung wurden Belastungsfaktoren, wahrgenommene Unterstützung und Strategien zur Arbeitsbewältigung erfasst. Die qualitativen Interviews vertieften diese Aspekte, indem sie individuelle Erfahrungen zur Arbeits(un)zufriedenheit, erfolgreiche Maßnahmen und Herausforderungen in den Praxen beleuchteten.

Die quantitativen Daten zeigen: Administrative Aufgaben, Personalmangel und eine unzureichende Aufgabenverteilung führten zu hohem Arbeitsdruck. Positiv bewertet wurden Teamarbeit, geregelte Kommunikation und technische Unterstützung. Die Interviews verdeutlichten: Wertschätzung durch die Praxisleitung, Teamzusammenhalt und kollegiale Unterstützung sind zentrale Zufriedenheitsfaktoren. Digitale Tools wie telefonische Krankschreibung oder Videosprechstunde wurden ambivalent bewertet: Einige MFA empfanden sie als Entlastung, andere als zusätzliche Belastung durch Einarbeitungsaufwand. Während das Gehalt selten als Hauptmotiv für die Berufswahl genannt wurde, äußerten einige MFAs Unzufriedenheit und das Gefühl, für ihre Leistung nicht angemessen entlohnt zu werden.

Take Home Message für die Praxis: Die Arbeitsbelastung von MFA ist hoch. Gezielte Maßnahmen wie optimierte Praxisabläufe, klare Aufgabenverteilung und wertschätzende Kommunikation können zur Entlastung beitragen.