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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Retrospektive Auswertung des großen zellulären Immunstatus bei > 100 Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Symptomatik – eine Fallserie aus einer Hausarztpraxis

Anne-Kathrin Brüggemann 1
Erich Freisleben 2
Stefanie Kurka 1
Ortwin Lambrecht 1
Maximilian Hinse 1
Harald Matthes 1
1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin, Deutschland
2Netzwerk Ganzheitsmedizin Berlin gGmbH, Berlin, Deutschland

Text

Hintergrund: Die Diagnose einer Post-COVID-Kondition stellt eine besondere Herausforderung dar. Verlässliche laborchemische Marker zur Diagnosesicherung sind bislang nicht bekannt. Besonders in der hausärztlichen Praxis stehen wir regelmäßig vor der Aufgabe, die präsentierte und berichtete Symptomatik bei Post-COVID-artigen Syndromen angemessen einzuordnen und objektivierbare Befunde zur Diagnosesicherung zu erhalten. Aus der ME/CFS- und Post-COVID-Forschung sind bereits spezifische Abweichungen im zellulären Immunstatus bekannt. Zuletzt wurden diese von der Arbeitsgruppe um Akiko Iwasaki et al. (2025) von der Yale University beschrieben. Die klinische Relevanz dieser Erkenntnisse ist bislang noch weitgehend unklar.

Zielsetzung/Fragestellung: Lassen sich bei Betroffenen mit Post-COVID-Konditionen regelmäßig spezifische Abweichungen im zellulären Immunstatus nachweisen und kann dieser Nachweis die Diagnosesicherung in der hausärztlichen Praxis unterstützen?

Diskussionspunkt: Der Nachweis von Abweichungen im großen zellulären Immunstatus bei Patienten und Patientinnen mit Post- COVID-Symptomatik kann differentialdiagnostisch hilfreich sein. Seine klinische und therapeutische Relevanz ist jedoch noch weitgehend unklar.

Inhalt: In den Jahren 2021–2023 wurden in einer Berliner Hausarztpraxis über 100 Betroffene mit Post-COVID-Symptomatik vorstellig. Erfasst wurden Informationen zu Geschlecht, Altersgruppe, Vorerkrankungen, Krankheitsbeginn, Symptomatik und Krankheitsverlauf sowie Impfungen gegen SARS-CoV-2. Bei allen Betroffenen wurde, neben weiteren laborchemischen Untersuchungen, eine Analyse des großen zellulären Immunstatus im selben Labor durchgeführt. Die anonymisierten Daten wurden anschließend zur Auswertung an unsere Arbeitsgruppe am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité Universitätsmedizin Berlin übermittelt. Bei ca. 90% der Untersuchten konnten spezifische Veränderungen im zellulären Immunstatus nachgewiesen werden, insbesondere eine erniedrigte Zahl zentraler Memory Tc-Zellen.

Take Home Message für die Praxis: Bei Betroffenen mit Post-COVID-Konditionen lassen sich regelmäßig spezifische Abweichungen im zellulären Immunstatus nachweisen. Die Untersuchung ist in der hausärztlichen Versorgung einfach durchführbar und kann die Differentialdiagnostik maßgeblich unterstützen, indem sie zur objektiven Einordnung der präsentierten und berichteten Symptomatik beiträgt. Weitere Untersuchungen zur diagnostischen und therapeutischen Relevanz dieser Befunde sind wünschenswert.