59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Werden in Hausarztpraxen Terminvermittlungsportale genutzt und entlasten sie in der Praxisorganisation? Eine Querschnittsanalyse im Forschungspraxennetz (FPN) SaxoForN
2Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum C.G. Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
3Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
Text
Hintergrund: Die Organisation hausärztlicher Praxen fokussiert auf Termin- und Wartezeitmanagement. Terminvermittlungsportale versprechen Optimierungspotenzial, indem sie Anrufe reduzieren, Terminbuchungen zeit- und ortsunabhängig ermöglichen. Unklar bleibt, inwiefern diese Portale genutzt werden und ob sie zur Entlastung in der Praxis beitragen.
Zielsetzung/Fragestellung: Nutzen Hausarztpraxen Terminvermittlungsportale? Wie hoch ist der Anteil der Patient:innen, die diese nutzen, und in welchem Maß trägt die Nutzung zur Entlastung der Praxisorganisation bei?
Material und Methoden: Im Quartal 4/2024 wurden Abrechnungsdaten aus sächsischen und südhessischen Praxen des FPN SaxoForN erhoben. Ergänzend beantworteten sie Fragen zur Nutzung von Terminvermittlungsportalen und zur wahrgenommenen Entlastung (Skala 1= keine Entlastung bis 5= sehr hohe Entlastung). Die Analyse erfolgte deskriptiv (SPSS).
Ergebnisse: In die Auswertung flossen Daten von 49 Hausarztpraxen ein. 20% (n=9) gaben an, ein Terminvermittlungsportal zu nutzen; sieben verschiedene Anbieter wurden genannt. In zwei Praxen nutzten 50% der Patient:innen das Portal, in fünf Praxen zwischen 10–30%, und in zwei Praxen nur 1–2%. Die wahrgenommene Entlastung war in den Praxen mit hohem Patientennutzungsgrad (50%) am größten (Median 4,0), gefolgt von Praxen mit mittlerem Nutzungsgrad (10–30%; Median 3,0) und den Praxen mit niedrigem Nutzungsgrad (1–2%; Median 2,5).
Diskussion: Lediglich ein Fünftel der teilnehmenden Praxen setzt ein Terminvermittlungsportal ein. Das Nutzungsverhalten der Patient:innen variiert stark. Praxen, in denen das Portal intensiv genutzt wird, berichten von einer deutlichen Entlastung der Praxisorganisation – ein Hinweis, dass solche Tools Arbeitsabläufe verbessern können.
Trotz zunehmender Digitalisierung ist der Einsatz von (Online-)Terminvermittlungsportalen in Hausarztpraxen nicht weit verbreitet. Dabei könnten sie das Qualitätserlebnis der Patient:innen verbessern, das Praxisimage modernisieren und Wartezeiten verkürzen – Faktoren, die meist mit höherer Patientenzufriedenheit und gesteigerter Effizienz einhergehen. Offen bleibt, warum das Portal in manchen Praxen nur von wenigen Patient:innen genutzt wird und worin sich diese Praxen unterscheiden. Möglicherweise erklären unterschiedliche eingesetzte Portale die beobachteten Unterschiede.
Take Home Message für die Praxis: Terminvermittlungsportale werden in den Hausarztpraxen in SaxoForN bislang selten genutzt. Weitere Forschung ist notwendig, um spezifische Vor- und Nachteile für die Nutzung durch die Praxen und die Patient:innen zu identifizieren.