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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Lost in Transition – Herausforderungen und Konzepte für die Betreuung junger Menschen im Übergang in die Erwachsenenmedizin

Gundula Ernst 1,2
Lisa K. Biersack 3
1Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Deutschland
2Gesellschaft für Transitionsmedizin, c/o. Medizinische Psychologie, Deutschland
3Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt, Deutschland

Text

Hintergrund: Mit dem Erwachsenwerden steht für junge Menschen nicht nur das Ende der Schulzeit und die Lösung vom Elternhaus an, sondern auch ein Wechsel von der pädiatrischen in die erwachsenenmedizinische Versorgung. Insbesondere für junge Menschen mit chronischen Krankheiten ist dies eine Herausforderung. Aus der Pädiatrie sind sie gewöhnt, dass ihre Eltern und das Behandlungsteam viel Verantwortung übernehmen. Ihre Gesundheitskompetenz ist häufig noch gering ausgeprägt. Ihre Betreuung bedarf daher mehr Anleitung und Verständnis. Zudem ist die Überleitung in die Erwachsenenmedizin häufig unzureichend geregelt, so dass keine kontinuierliche medizinische Versorgung sichergestellt ist und Informationen aus der Krankenvorgeschichte nicht zuverlässig weitergegeben werden.

Zielsetzung/Fragestellung: Wie können die Abläufe vor, während und nach dem Transfer in die Allgemeinmedizin optimiert werden, um die langfristige medizinische Weiterversorgung zu sichern?

Material und Methoden: Literaturübersicht inkl. exemplarischer Darstellung ausgewählter Studien

Ergebnisse: Zur strukturierten Gestaltung des Transitionsprozesses von der Pädiatrie in Einrichtungen der Erwachsenenmedizin wurde eine S3-Leitlinie mit Empfehlungen für die Praxis entwickelt. Zudem liegt mittlerweile eine Vielzahl von Tools vor, beispielsweise zur Erfassung der Transitions-/Gesundheitskompetenz und zur strukturierten Übergabe von Informationen. Der Fokus dieser Arbeiten liegt jedoch auf der pädiatrischen Seite. Wenig Erkenntnisse liegen zu den Bedarfen junger Menschen an die Weiterbetreuung oder erfolgreiche Transitionsinterventionen in der Allgemeinmedizin vor. Dabei kommt der allgemeinmedizinischen Seite abhängig von der Erkrankung und der regionalen Versorgungslandschaft eine zentrale Rolle zu. Bei Krankheiten wie Adipositas, Asthma und ADHS übernimmt sie in der Regel die verantwortliche Betreuung, bei Krankheiten wie Diabetes und Rheuma hat sie eine Lotsen- und Brückenfunktion.

Diskussion: Junge Menschen mit chronischen Krankheiten stellen eine besondere Patient:innengruppe in der allgemeinmedizinischen Praxis dar. Ihre Bedarfe sollten analysiert und zumindest initial durch ausführliche Gespräche adressiert werden. Zusätzlich können gezielt Unterstützungsangebote eingesetzt werden. Ob darüber hinaus eine besondere Betreuung oder Abstimmung mit den Vorbehandelnden erforderlich und umsetzbar ist, bleibt zu diskutieren.

Take Home Message für die Praxis: Junge Menschen müssen erst langsam in ihre verantwortliche Patientenrolle hineinwachsen. Allgemeinmediziner:innen können sie dabei unterstützen.