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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Voraussetzungen und Herausforderungen bei der medizinischen Versorgung von Kindern in der hausärztlichen Praxis – ein partizipativer Ansatz

Annett Bräsigk 1
Anne Schrimpf 1
Anne Werner 1
Markus Bleckwenn 1
Anne-Kathrin Geier 1
1Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland

Text

Hintergrund: Die medizinische Versorgung von Kindern wird in Deutschland durch ein duales System aus Pädiater:innen (PÄ) und Hausärzt:innen (HÄ) sichergestellt. Der demographischen Wandel stellt dieses System insbesondere in ländlichen Regionen vor Herausforderungen. Eine gute Kooperation und Arbeitsteilung zwischen HÄ und PÄ könnte dazu beitragen, Versorgungslücken zu überbrücken. Aktuell gibt es wenig Forschung zur Kooperation zwischen diesen Fachrichtungen.

Zielsetzung/Fragestellung: Diese(Teil-)Studie untersucht Bereitschaft und Herausforderungen bei der Behandlung von Kindern durch HÄ.

Material und Methoden: Zwischen November 2023 und März 2024 wurden in Leipzig drei semistrukturierte Fokusgruppen mit HÄ (14 Teilnehmende) durchgeführt und mit einer quantitativen Online-Umfrage unter 215 HÄ in Sachsen ergänzt. Die qualitativen Daten wurden nach Kuckartz mit MaxQDA ausgewertet.

Ergebnisse: 84,2% (n=181) der befragten HÄ behandeln Kinder, wobei 50,8% (n=52) auch Kinder unter zwei Jahren versorgen. Die Kinderbehandlung geschieht aufgrund des Bedarfs (n=159; 74,0%) und von persönlichem Interesse (n=107; 49,8%). Die Vernetzung von HÄ und PÄ wird als wichtig erachtet; 66,5% (n=143) der HÄ wünschen sich eine stärkere Kooperation.

In den Fokusgruppen wurde die Behandlung von Kindern als bereichernd beschrieben. Die wesentlichen Voraussetzungen für eine gute Versorgung sind die regelmäßige Behandlungen von Kinder zum Erhalt der Routine, eine geeignete Praxisausstattung, unbürokratische Kontaktaufnahme mit PÄ-Kolleg:innen und Fortbildungsmöglichkeiten im Bereich Pädiatrie. Probleme entstehen durch den mangelnden Austausch zwischen HÄ und PÄ und den die fehlenden Fortbildungsmöglichkeiten für HÄ.

Diskussion: Die Studie zeigt, dass viele HÄ aufgrund des Bedarfes bereits sehr junge Kinder behandeln. Gewünscht werden jedoch regelmäßiger interdisziplinärer kollegialer Austausch und Weiter- und Fortbildungsangebote, um die Qualität der Versorgung aufrechtzuerhalten und fachlicher Überforderung entgegenzuwirken.

Take Home Message für die Praxis: Die gewonnenen Erkenntnisse können als Grundlage für die Entwicklung von partizipativen Konzepten dienen, die die aktuellen Herausforderungen der HÄ bei der Versorgung von Kindern adressieren. Fachliche Lücken, und Defizite in den Weiter- und Fortbildungsangeboten könnten unter anderem durch Hospitationen und Austauschmöglichkeiten geschlossen werden.