59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Vergleichbare Lerninhalte im Blockpraktikum Allgemeinmedizin – Akzeptanz und Umsetzungsrate eines neu eingeführten, strukturierten Testat-Bogens
Text
Hintergrund: Das Blockpraktikum Allgemeinmedizin findet üblicherweise in einer Vielzahl verschiedener Hausarztpraxen statt. Dadurch ist die Vermittlung curricular abgestimmter Lerninhalte erschwert. Beispielsweise erleben nicht alle Studierenden in der Lehrpraxis einen Hausbesuch. Mit dem Ziel, allen Studierenden im Blockpraktikum relevante allgemeinmedizinische Lerninhalte zu vermitteln, überarbeiteten wir die Lernziele und definierten Aufgaben für das Blockpraktikum und die Leistungsbeurteilung.
Zielsetzung/Fragestellung: Wie setzen Studierende die Aufgaben im 10-tägigen Praktikum um? Unterscheiden sich die Aufgaben hinsichtlich der Umsetzbarkeit?
Material und Methoden: Unter Berücksichtigung des NKLM definierte ein Expertenpanel aus in Lehre und Praxis tätigen Allgemeinmediziner:innen 13 Aufgaben für das Blockpraktikum. Diese werden in der Einführungsveranstaltung erläutert und liegen den Praxen in Form eines Testat-Bogens vor. Sieben sog. Praxisaufgaben führen die Studierenden eigenverantwortlich durch, sechs Aufgaben unter Supervision mit Leistungsbeurteilung durch den Lehrarzt/die Lehrärztin. Wir analysierten die Umsetzung der Aufgaben anhand der Testatbögen aller Studierenden im Wintersemesters 2024/25 (N=154) sowie inhaltsanalytisch die Freitextkommentare der Semesterevaluation mit Bezug zum Testatbogen (n=41, 27%).
Ergebnisse: Die Umsetzungsrate der Praxisaufgaben lag durchschnittlich bei 75%. Auffällig waren die deutlich niedrigeren Umsetzungsraten für die Aufgaben Suchterkrankungen (48%) und Arbeitsplatz Praxis (61%). Knapp die Hälfte der Rückmeldungen aus Freitextkommentaren (46%) betrafen Schwierigkeiten bei der Umsetzung einzelner Praxisaufgaben, oft wurden fehlende Patientenkontakte als Grund angegeben.
Diskussion: Insgesamt setzten die Studierenden die neu definierten Praxisaufgaben in einem hohen Maße um. Auch Lehrpraxen meldeten zurück, dass die neu gestalteten Aufgaben die Arbeit in der Praxis gut abbilden. Lerninhalte, die nicht in jeder Praxis umgesetzt wurden, geben Anlass für Nachbesserungen der Aufgabenstellung und möglichen Schulungsbedarf der Lehrpraxen. Durch eine kontinuierliche Evaluation des Testatbogens wird Anpassungsbedarf erkannt und eine gleichwertige klinische Ausbildung in den Lehrpraxen gewährleistet.
Take Home Message für die Praxis: Ein strukturierter, aufgabenbasierter Testatbogen ist ein geeignetes Instrument, um curriculare Lerninhalte in verschiedenen Lehrpraxen verbindlich umzusetzen. Die Praxisaufgaben fördern als Selbstlernelemente die aktive Auseinandersetzung mit relevanten Themen allgemeinmedizinischer Patientenversorgung.