59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Diagnostische Metaanalyse des GAD-7-Angstfragebogens: neue Methoden und Implikationen für die Anwendung
2Universität Augsburg, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin, Augsburg, Deutschland
3Universität Bielefeld, Biostatistik und Medizinische Biometrie, Bielefeld, Deutschland
Text
Hintergrund: Etablierte Methoden der diagnostischen Metaanalyse bestimmen die Genauigkeit von Screeningtools und diagnostischen Metriken für einzelne Schwellenwerte. Da diese Fragmentierung der Information jedoch zu verzerrten, unplausiblen und variablen Ergebnissen führen kann, wurden neue Methoden vorgeschlagen, die die Verteilung der diagnostischen Genauigkeit über alle Schwellenwerte modellieren.
Zielsetzung/Fragestellung: Vergleich etablierter und neuer Analysemethoden am Beispiel des GAD-7-Fragebogens für die generalisierte Angststörung (engl. GAD). Besonders hervorgehoben wird die anwendungsrelevante GAD-Prädiktion bei unterschiedlichen Prävalenzen im allgemeinmedizinischen Setting.
Material und Methoden: Einschluss von Primärstudien an Erwachsenen, für die diagnostische 2x2-Tabellen der Zielerkrankung GAD und des GAD-7 gebildet werden konnten. Autoren wurden kontaktiert, um zusätzliche Daten zu möglichst allen Schwellenwerten zu erhalten. Bivariate Modelle werden je Schwellenwert des GAD-7 erstellt und mit Modellen verglichen, die die diagnostische Genauigkeit aller Schwellenwerte modellieren. Positiv und negativ prädiktive Werte werden für verschiedene Prävalenzen berechnet und verglichen. Verzerrungen (Bias) durch selektives Berichten wird durch die ausschließliche Verwendung publizierter Schwellenwerte untersucht.
Ergebnisse: In 39 Studien (n=18.225) zeigte sich für GAD eine mediane Prävalenz von 10% (range 1–45%). Die Hälfte der Studien publizierte Ergebnisse zu ≤4 (1–21) Schwellenwerten. Nachfragen steigerten diese Zahl auf ≤17 (1–22). Weitere Ergebnisse werden auf dem DEGAM-Kongress vorgestellt. Gemäß vereinzelter Vergleichsstudien wird die Unterlegenheit etablierter Analysemethoden erwartet, während neue Methoden gleichwertig sind. Die Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf den GAD-7 und seine prädiktiven Werte wird diskutiert.
Diskussion: Selektives Berichten ist ein bestehendes Problem in diagnostischen Primärstudien. Neueste statistische Methoden sollten verwendet werden, um die diagnostische Genauigkeit des GAD-7 und anderer Tools oder Metriken möglichst robust und unverzerrt zu schätzen. Insbesondere die anwendungsrelevanten prädiktiven Werte können so verlässlicher bestimmt werden.
Take Home Message für die Praxis: Eine breite Datenbasis und fortschrittliche statistische Methoden unterstützen die verlässliche Bestimmung der diagnostischen Genauigkeit von Angstfragebögen wie dem GAD-7.