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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Rekrutierung und Praxenteilnahme in Forschungspraxennetzen: Evaluation der ersten bundesweiten Studie der Initiative Deutscher Forschungspraxennetze DESAM-ForNet

Michael Pentzek 1,2
Susanne Löscher 1,2
Steve Piller 3
Susanne Döpfmer 4
Christian Kretzschmann 5
Karola Mergenthal 6
Andreas Polanc 7
Karen Voigt 3
Ann-Kathrin Lepper 8,2
Elena Hohmann 8,2
1Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Gruppe Primärversorgungsforschung, Essen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland, Essen, Deutschland
2Hausärztliches Forschungspraxennetz Nordrhein-Westfalen HAFO.NRW, NRW, Deutschland
3Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Selbständiger Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Sachsen, Deutschland, Dresden, Deutschland
4Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Berlin, Deutschland, Berlin, Deutschland
5Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Bayern, Deutschland, Würzburg, Deutschland
6Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt, Hessen, Deutschland, Frankfurt, Deutschland
7Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Baden-Württemberg, Deutschland, Tübingen, Deutschland
8Universität Münster, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Münster, Deutschland, Münster, Deutschland

Text

Hintergrund: In der Studie „Covid_ShortForm_GP“ wurden Daten aus Hausarztpraxen aus sechs allgemeinmedizinischen Forschungspraxennetzen gesammelt. Die über die beteiligten Universitätsinstitute rekrutierten Hausärzt:innen sollten Angaben aus der Praxissoftware und Antworten auf einige weitere Fragen in ein Online-Umfragetool eintragen (Thema: Post-Covid).

Zielsetzung/Fragestellung: Wie erfolgreich und aufwändig waren a) die Rekrutierung der Praxen aus Institutssicht und b) die Teilnahme aus Sicht der Hausärzt:innen?

Material und Methoden: Outcomes: a) Anzahl rekrutierender Institute, Anzahl kontaktierter Praxen, Zeitaufwand für Rekrutierung, Erreichung des Rekrutierungsziels (=10 Praxen pro Institut); b) Rücklauf, Zeitaufwand, Akzeptanz und Ablehnungsgründe auf Praxisseite

Ergebnisse: a) 18 der 23 Institute der Initiative nahmen teil. Diese sprachen insgesamt 906 Praxen (Md 32,5) per E-Mail an (+ 769 Reminder-E-Mails + 132 Anrufe). Die Rekrutierung dauerte pro Institut 2 bis 20 Std. (Md 6:30). 8 der 18 Institute erreichten das Rekrutierungsziel. An keinem Standort lieferten alle Praxen vollständige Datensätze. b) Von 906 Praxen nahmen 156 Praxen teil (17,2%), 75 davon (48,1%) füllten alle wesentlichen Items aus. Die einzelnen Items wurden im Mittel von 61,9% ausgefüllt (45,6% für die Angaben aus der Praxissoftware). Die Praxen benötigten für die Bearbeitung zwischen 5 und 120 min (Md 50,0). Akzeptanz (n=81): 50,0% fanden die Studie ziemlich/sehr interessant, 50,0% etwas/gar nicht; für 74,2% hat die Studie gar nicht/minimal die Praxisabläufe gestört, für 35,8% ziemlich/deutlich; 16,0% würden nur vielleicht an so einer Studie noch mal teilnehmen, 53,1% wahrscheinlich, 30,9% auf jeden Fall. Hauptablehnungsgründe (n=21) waren mangelnde Zeit und technische/organisatorische Umsetzungsprobleme.

Diskussion: Rekrutierungsaufwand, Teilnahmequote und Akzeptanz waren in dieser Studie unter Forschungspraxen verbesserungsbedürftig. Für die Rekrutierung 1 Praxis mit vollständigen Daten mussten 12 Forschungspraxen kontaktiert und ca. 1:45 Stunden Rekrutierungsarbeit investiert werden. Die enorme Spannweite der benötigten Zeit für die Datenerhebung könnte darauf hinweisen, dass solche Studien mit steigender Forschungserfahrung in den Praxen effizienter ablaufen.

Take Home Message für die Praxis: Bei der Planung und Pilotierung einer Studie im hausärztlichen Bereich sind unterschiedliche Forschungskompetenzen und -erfahrungen in den Forschungspraxen zu berücksichtigen.