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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Evaluation des Hausärztlichen Forschungspraxennetzes Nordrhein-Westfalen (HAFO.NRW) – Interviews mit Hausärzt:innen

Nils Koitka 1,2
Susanne Löscher 1,2
Anette Graute 1,2
Michael Pentzek 1,2
1Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Gruppe Primärversorgungsforschung, Essen, Deutschland
2Hausärztliches Forschungspraxennetz Nordrhein-Westfalen HAFO.NRW, NRW, Deutschland

Text

Hintergrund: Das Hausärztliche Forschungspraxennetz Nordrhein-Westfalen (HAFO.NRW) ist ein Verbund aus 9 allgemeinmedizinischen Universitätsinstituten und interessierten Hausarztpraxen. Es wurde vor fünf Jahren mit dem Ziel gegründet, eine nachhaltige Forschungsinfrastruktur aufzubauen.

Zielsetzung/Fragestellung:

  1. Warum nehmen Hausärzt:innen (HÄ) an HAFO.NRW teil?
  2. Was verhindert und fördert die Teilnahme an HAFO.NRW?

Material und Methoden:

  • Rekrutierung per Mail & Anruf bei: a) an HAFO teilnehmenden HÄ und b) einer hinsichtlich Ort, Praxisart und Geschlecht vergleichbaren Zufallsauswahl an Praxen aus der KV-Liste
  • N=30 HÄ (n1=20 HAFO-HÄ, n2=5 noch nicht auf HAFO angesprochen, n3=5 HAFO abgelehnt); n=17 Männer, n=13 Frauen
  • Semistrukturierte Interviews (offener Einstieg, Leitfaden anhand Literatur und Erfahrungen des HAFO-Teams); Audio-Aufnahme, Transkription, strukturierende qualitative Inhaltsanalyse

Ergebnisse: Interviews wurden online (n=16) oder telefonisch (n=14) durchgeführt, mittlere Dauer 28,8 min (SD=10,6). 13 Hauptkategorien wurden deduktiv gebildet, Subkategorien teils induktiv aus dem Material. Teilnahmegründe (Bsp.): Stärkung der Allgemeinmedizin durch Forschung („die Allgemeinmedizin ein bisschen hervorheben“), persönliche Vorteile („nicht schlecht, wenn man sich Forschungspraxis nennen kann“), gesundheitspolitische Ziele („nicht nur medizinische Themen, sondern auch […] politische Themen“). Förderlich (Bsp.): Arbeit in einer Gemeinschaftspraxis (statt Einzelpraxis), die Möglichkeit, als Praxis „regelmäßig Daten zu liefern“, Praxenpartizipation („so “ne Art Ideenwerkstatt“, „die Praxen im Vorfeld schon miteinbeziehen“), Filterfunktion („überschaubares Angebot“). Hinderlich (Bsp.): wahrgenommener Zeitaufwand für Forschung („im Prinzip [hat] heute kein Mensch Zeit dafür“), ein Angebot an „völlig realitätsfremden“ oder „nicht umsetzbaren“ Projekten.

Diskussion: Insgesamt erkennt man für die Teilnahme an einem Forschungspraxennetz sowohl Motivationsmuster aus aktiver Mitgestaltung von Forschung und nachhaltiger Stärkung der Allgemeinmedizin, als auch aus persönlichem Nutzen und möglichst einfacher Beteiligung (z.B. über Datenlieferung). Nicht-Teilnahme wird primär mit fehlender Zeit begründet.

Take Home Message für die Praxis: Zwei Kernaspekte, um mehr Praxen für die Forschung zu gewinnen: stärkere Einbindung von HÄ in die Entwicklung und Auswahl von Projekten; ein einfacher Weg der Einbringung eigener Praxisdaten in die Forschung (Schnittstelle Praxis-Uni).