59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Die Perspektive von Medizinischen Fachangestellten auf die aktuelle Situation der Berufsgruppe – eine qualitativ-explorative Studie
Text
Hintergrund: Medizinische Fachangestellte (MFAs) übernehmen in Hausarztpraxen eine zentrale Rolle, sowohl in der Organisation als auch bei der Versorgung der Patient:innen. Trotz neuer Weiterbildungsmöglichkeiten wie NäPa oder VERAH ist der Beruf stark vom Fachkräftemangel betroffen. Während viel über MFAs, ihre Bedeutung im Gesundheitssystem und Gründe für den Fachkräftemangel gesprochen wird, gibt es in Deutschland kaum explorative wissenschaftliche Erhebungen dazu.
Zielsetzung/Fragestellung: Wie schätzen MFAs aus der Region Ostwestfalen-Lippe die derzeitige Situation ihrer Berufsgruppe ein und wie blicken sie in die Zukunft?
Material und Methoden: Wir haben fünf semi-strukturierte, leitfadengestützte Fokusgruppen mit MFAs aus Ostwestfalen-Lippe durchgeführt. Die Audioaufnahmen wurden transkribiert und anonymisiert. Die Transkripte wurden in der Analyse-Software MAXQDA von zwei Personen unabhängig voneinander mit der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Anschließend wurden die Ergebnisse zusammengeführt und ein code-basiertes Kategoriensystem erstellt.
Ergebnisse: Das induktiv erarbeitete Kategoriensystem besteht aus insgesamt 11 Hauptkategorien: (1) das Selbstbild von MFAs, (2) MFAs im Gesundheitssystem, (3) Nachwuchs und Personalbedarf, (4) Berufliche Situation und Rahmenbedingungen, (5) Patientenkontakte, (6) MFAs und die Gesellschaft, (7) Veränderungen und Konsequenzen, (8) Ressourcen, (9) Corona und die Folgen, (10) Besonderheiten in allgemeinmedizinischen Praxen sowie (11) persönliche Faktoren.
Diskussion: Auch wenn sich viele Kategorien mit klassischen Rahmenbedingungen von Arbeitsplätzen wie Bezahlung, Belastung oder Aufgabenspektrum befassen, überwiegen doch insgesamt vermeintlich „weichere“ Faktoren wie Anerkennung, respektvoller Umgang, Sichtbarkeit in der Gesellschaft oder eine gewünschte Beteiligung bei Reformen. Vermutlich müssen diese Aspekte künftig stärker berücksichtigt werden.
Take Home Message für die Praxis: Um den Beruf MFA attraktiver zu machen und den Fachkräftemangel zu bekämpfen, müssen nicht nur Arbeitsbedingungen (Bezahlung, Arbeitszeiten etc.) verbessert werden, sondern auch Möglichkeiten einer besseren gesellschaftlichen Sichtbarkeit und Anerkennung sowie eine Beteiligung bei Reformen im Gesundheitssystem bedacht werden.