59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Hausärztliche Berufszufriedenheit in Mecklenburg-Vorpommern: eine Re-Evaluation auf Basis von Fokusgruppen und Gesprächen mit Hausärzt:innen
2Universitätsmedizin Rostock, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Forschungslabor für Biomechanik und Implantattechnologie, Rostock, Deutschland
Text
Hintergrund: Internationale Studien belegen, dass sich eine niedrige Berufszufriedenheit von Hausärzt:innen negativ auf die Berufsausübung, die Arzt-Patienten-Beziehung und die Qualität der medizinischen Versorgung auswirkt. Eine repräsentative Befragung aus dem Jahr 2015 konnte zeigen, dass Hausärzt:innen in Mecklenburg-Vorpommern (MV) insgesamt eine hohe Berufszufriedenheit aufweisen. Vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden Mangels an Hausärzt:innen in einer schnell alternden Bevölkerung steht eine Aktualisierung der Befunde aus und gewinnen Faktoren der Berufszufriedenheit für die Fachkräftegewinnung an Bedeutung.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der Studie ist es, aktuelle Einflüsse auf die Berufszufriedenheit von Hausärzt:innen in MV zu untersuchen. Zentral ist dabei die Frage „Auf welche Themen und Erfahrungen nehmen Hausärzt:innen mit Blick auf ihre Berufszufriedenheit Bezug?“.
Material und Methoden: Im Rahmen eines qualitativen Studiendesigns wurden im Juni/Juli 2024 eine Fokusgruppe und ein Gespräch mit in MV tätigen Hausärzt:innen geführt (n=5). Die Teilnehmer:innen sind weiblich, zwischen 34 und 57 Jahre alt und im institutseigenen Lehrärztenetzwerk integriert. Die Transkripte wurden mittels induktiver qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet. Mindestens eine weitere Fokusgruppe ist im Frühjahr/Sommer 2025 geplant.
Ergebnisse: In der bisher geführten Fokusgruppe und dem Gespräch zeigen sich anhand der geschilderten Erfahrungen Themen hoher und geringer beruflicher Zufriedenheit. Ein gutes Verhältnis zu den Praxismitarbeiter:innen, die Tätigkeit als Familienmedizinerinnen und die von den Patient:innen entgegengebrachte Wertschätzung werden positiv bewertet. Neben bekannten Faktoren beruflicher Unzufriedenheit, wie administrative Verpflichtungen, wurden z. B. die Auswirkungen von Sprachbarrieren, Veränderungen im Bereitschaftsdienst oder auch der Umgang mit bedrohlichen Situationen mit Patient:innen angesprochen.
Diskussion: Weitere Fokusgruppen mit Hausärzten und Berufseinsteiger:innen sollen das Erfahrungsspektrum verdichten und ggf. erweitern. Die Ergebnisse werden in eine fragebogenbasierte Erhebung der Berufszufriedenheit einfließen.
Take Home Message für die Praxis: Hausärztliche Berufszufriedenheitsforschung bildet eine wichtige Basis für Strategieentwicklung im Bereich der Fachkräftebindung und -gewinnung.