59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Rücklaufquoten, Teilnehmercharakteristika und Ergebnisse verschiedener Rekrutierungsstrategien bei einer Befragung von Hausärzt:innen
2Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Witten, Deutschland
3Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Department II of Internal Medicine and Center for Molecular Medicine Cologne (CMMC), Köln, Deutschland
4Universitätsklinikum Bonn AöR, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung (CHSR), Bonn, Deutschland
Text
Hintergrund: Niedrige Rücklaufquoten stellen bei Befragungen von Hausärzt:innen eine erhebliche Herausforderung für die Generierung belastbarer und repräsentativer Daten dar. Unterschiedliche Rekrutierungsstrategien und Befragungsmodi können den Rücklauf maßgeblich beeinflussen. Für Deutschland fehlen bislang aktuelle Erkenntnisse aus randomisierten Untersuchungen, die den Zusammenhang zwischen der Rekrutierungsstrategie und der Rücklaufquote bei Hausärzt:innen quantifizieren.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel dieser Studie ist es, den Einfluss verschiedener Rekrutierungsstrategien auf den Rücklauf bei der Befragung von Hausärzt:innen zu untersuchen. Zusätzlich wird geprüft, ob sich die Teilnehmercharakteristika und Befragungsergebnisse in Abhängigkeit von der gewählten Strategie unterscheiden.
Material und Methoden: Das randomisierte Experiment wurde im Rahmen einer bundesweiten Befragung zum Thema Entlassmanagement durchgeführt. Verglichen wurden drei Rekrutierungsstrategien:
- Postalische Einladung mit beigelegtem Papierfragebogen
- Postalische Einladung mit Online-Teilnahmeoption (QR-Code/Link)
- Einladung per E-Mail mit Online-Teilnahmeoption (QR-Code/Link)
Allen Gruppen wurden zwei Erinnerungen zugesendet. Die geschichtete Stichprobe (n=10.000) wurde aus dem Bundesarztregister gezogen. Zunächst wurden 4.000 Hausärzt:innen in die Gruppen 1 und 2 randomisiert. Aus der Restgesamtheit wurden 6.000 Hausärzt:innen mit verfügbarer E-Mailadresse in Gruppe 3 randomisiert, da hier ein dreifach geringerer Rücklauf erwartet wurde. Stratifizierende Analysen sollen mögliche Unterschiede in den Teilnehmercharakteristika und Befragungsergebnissen untersuchen.
Ergebnisse: Die Gesamtrücklaufquote betrug 8% (n=816). Nach Rekrutierungsstrategie differenzierten sich die Rückläufe wie folgt:
- Gruppe 1 (postalisch/Papier): 21% (n=418)
- Gruppe 2 (postalisch/Online): 7% (n=137)
- Gruppe 3 (E-Mail/Online): 5% (n=261)
Diskussion: Die Ergebnisse ermöglichen eine evidenzbasierte Einschätzung von Rücklaufquoten bei Befragungen von Hausärzt:innen in Deutschland. Stratifizierende Analysen zur Ergebnisverzerrung durch unterschiedliche Teilnahmewahrscheinlichkeiten könnten Hinweise für methodische Optimierungen bei künftigen Studien liefern.
Take Home Message für die Praxis: Postalische Einladungen mit Papierfragebogen sind digitalen Optionen überlegen. Jedoch sollten neben der Rücklaufquote, zeitliche Ressourcen und mögliche Verzerrungsrisiken durch die gewählte Rekrutierungsstrategie bedacht werden.