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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Hospizversorgung in Deutschland: Retrospektive Analyse der palliativmedizinischen Mitversorgung im regionalen Vergleich und bundesweite Auswertung von Entlassungen anhand von GKV-Routinedaten (2016–2022)

Ekaterina Slotina 1
Franziska Meissner 1
Antje Freytag 1
1Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Text

Hintergrund: Etwa 3% der jährlich Verstorbenen in Deutschland nehmen im letzten Lebensjahr stationäre hospizliche palliativmedizinische Versorgung (PV) in Anspruch. Neben der pflegerischen Betreuung besteht Bedarf an ärztlicher Mitversorgung, die durch Kooperationsverträge mit Ärzt:innen sichergestellt wird. Art und Umfang dieser Mitversorgung sind bislang wenig untersucht. Darüber hinaus wird ein Teil der Bewohner:innen wieder aus dem Hospiz entlassen. Merkmale dieser Entlassungen sind bislang nicht systematisch analysiert.

Zielsetzung/Fragestellung: Untersucht wurden die ärztliche palliative Mitversorgung von Hospizbewohner:innen, differenziert nach AAPV (Allgemeine Ambulante PV), BQKPmV (Besonders Qualifizierte und Koordinierte PV) und SAPV (Spezialisierte Ambulante PV) sowie regionale Unterschiede dieser Versorgungsformen. Zusätzlich werden Patient:innen charakterisiert, die aus Hospizen entlassen wurden oder dort länger als sechs Monate verweilten, um potenzielle Hinweise auf unangemessene Versorgungsverläufe zu erhalten.

Material und Methoden: Die Analyse basiert auf Daten der retrospektiven Kohortenstudie pallCompare (01VSF19026) mit 798.578 zwischen 2016 und 2022 verstorbenen BARMER-Versicherten. Untersucht wurden Hospizaufenthalte im letzten Lebensjahr sowie parallel abgerechnete ärztliche Leistungen (AAPV, BQKPmV, SAPV). Entlassungen und lange Verweildauern (>6 Monate) wurden deskriptiv nach soziodemografischen und klinischen Merkmalen untersucht.

Ergebnisse: Bisherige Auswertungen zeigen, dass ein Großteil der im Hospiz betreuten Personen SAPV-Leistungen erhält, während ein kleinerer Teil über AAPV oder BQKPmV versorgt wird. Regional bestehen erhebliche Unterschiede hinsichtlich der genutzten Versorgungsform. Zudem wurden etwa 10% der Hospizaufenthalte als potenziell fehlversorgt klassifiziert. Es waren häufiger jüngere Patient:innen sowie Personen mit Demenz.

Diskussion: Die Form der ärztlich-palliativen Mitversorgung von Hospizbewohner:innen variiert regional stark und scheint weniger durch Patientenmerkmale als vielmehr durch strukturelle Gegebenheiten bestimmt zu sein. Lange Verweildauern oder Entlassungen aus dem Hospiz können das Resultat von Fehlsteuerungen in der Versorgung am Lebensende sein.

Take Home Message für die Praxis: Die überwiegend hausärztlich geleistete AAPV war nur in 6 von 17 KV-Regionen die häufigste Form der ärztlichen Mitversorgung im Hospiz. Unabhängig von der Form ärztlicher Mitversorgung sind eine bedarfsgerechte Indikationsstellung und eine realistische Einschätzung der Lebenserwartung entscheidend zur Vermeidung der Fehlversorgung.