59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Versorgungsqualität in der letzten Lebensphase: die Bedeutung hausärztlicher Einbindung in die ambulante Palliativversorgung
2Marienhospital Herne, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation, Herne, Deutschland
3Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Versorgungsforschung, Institut für Diversitätsmedizin, Bochum, Deutschland
4Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
Text
Hintergrund: Die ambulante Palliativversorgung in Westfalen-Lippe (WL) unterscheidet sich in ihrer Struktur von anderen Regionen Deutschlands. Insbesondere erfolgt keine strikte Trennung zwischen allgemeiner und spezialisierter ambulanter Palliativversorgung. Die ambulante Palliativversorgung in WL versteht sich vielmehr als integriertes Versorgungsmodell, bei dem insbesondere Hausärzt:innen (HÄ) eng an der Versorgung beteiligt sind.
Zielsetzung/Fragestellung: Im VESPAL-Projekt (Versorgungsqualität in der ambulanten Palliativversorgung am Beispiel von Westfalen-Lippe) wird untersucht, welche Besonderheiten dieser Form der Versorgung beinhaltet und welche Rolle vor allem HÄ in diesem Modell einnehmen.
Material und Methoden: Um die Besonderheiten in WL zu erfassen, wurden fünf palliativmedizinische Konsiliardienste an jeweils drei Werktagen begleitet und der Arbeitsalltag anhand nicht-teilnehmender Beobachtungen erfasst. Anschließend wurden 50 Versorgende (Haus- und Palliativärzt:innen, Koordinator:innen und Pflegekräfte) und 30 betroffene Personen (Patient:innen und Angehörige) interviewt. Um die Daten zu validieren, wurden anschließen drei Fokusgruppendiskussionen mit Versorgenden durchgeführt. Zur Auswertung der Interviews und Fokusgruppen wurde die Qualitative Inhaltsanalyse in Anlehnung an Kuckartz herangezogen.
Ergebnisse: Die Einbindung von HÄ stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der ambulanten Palliativversorgung in WL. Unabhängig von einer QPA-Zusatzqualifikation können sie entscheiden, ob sie die Hauptansprechpersonen für Patient:innen und Angehörige bleiben. Dies wird sowohl von den Versorgenden im Palliativnetz als auch den Betroffenen begrüßt. Die enge Zusammenarbeit mit den HÄ und eine enge Absprache zwischen diesen und dem Palliativnetz sorgt zunehmend dafür, dass eine Symptomkontrolle und das Versterben im häuslichen Umfeld ermöglicht wird.
Diskussion: Die Ergebnisse geben konkrete Hinweise auf mögliche Wirkmechanismen im Modell WL, die für eine gute Versorgungsqualität sprechen können. Gegebenenfalls können einzelne Merkmale, wie die Einbindung von HÄ in die ambulante Palliativversorgung, in Modelle anderer Regionen integriert werden.
Take Home Message für die Praxis: Die enge Einbindung der HÄ in die ambulante Palliativversorgung wird sowohl von Angehörigen als auch Versorgenden in WL als bereichernd wahrgenommen und könnte in Zukunft die Palliativversorgung übergreifend in weiteren Regionen ergänzen.