Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Welche Kompetenzen werden für die Lösung von M1-Prüfungsaufgaben eingesetzt? Ein Workshop zur Erarbeitung von kompetenzbezogenen Klassifikationskriterien
Text
Im Rahmen der kompetenzorientierten Neuausrichtung der ärztlichen Ausbildung und Prüfung sollen neben den Fachkompetenzen z. B. die Kommunikations-, Handlungs,- Wissenschafts- und sozialen Kompetenzen verstärkt gelehrt und geprüft werden. Naturgemäß können MCQ nicht den gesamten Kompetenzbereich bis hin zur Handlungskompetenz abbilden. Im Wesentlichen lassen sich zwei Kompetenzstufen adressieren: Wenn eine MCQ nur das Wissen eines Sachverhalts bewertet (ohne dessen Anwendung zu verlangen), wird sie als Erinnern von Fakten („recall of facts“) klassifiziert [1]. Wenn eine MCQ von Prüfungsteilnehmer*innen hingegen verlangt, für die Lösung eine Schlussfolgerung zu ziehen, eine Vorhersage zu treffen oder eine Handlungsweise auszuwählen, wird sie als MCQ zur Anwendung von Wissen („application of knowledge“) eingestuft [1]. Viele MCQs erlauben allerdings die Lösung über den Einsatz verschiedener Kompetenzen oft unterschiedlicher Tiefen. Die für die Lösung solcher Aufgaben eingesetzten Kompetenzen hängen u. a. von den eingesetzten Lehr- und Lernmethoden sowie dem Wissens- bzw. Ausbildungstand der Prüfungsteilnehmer*innen ab [2]. Auch die Einschätzung, welche Kompetenzen für die Lösung einer Aufgabe notwendig sind, unterscheiden sich zwischen Fragenersteller*innen und Prüfungsteilnehmer*innen zum Teil substantiell [3].
Ziel des Workshops ist, gemeinsam mit Vertreter*innen der Fakultäten und anderen Interessierten MCQs des M1-Examens zu analysieren und Kriterien zu entwickeln, anhand derer die skizzierte kompetenzbezogene Klassifikation von MCQs erfolgen kann.
Lernziel: Am Ende des Workshops können die Teilnehmer*innen
- MCQs hinsichtlich der für die Lösung eingesetzten möglichen Kompetenzen analysieren und
- daraus Kriterien für die kompetenzbezogene Klassifikation von MCQs ableiten.
Ablauf der Veranstaltung mit Zeitplan inkl. eingesetzter didaktischer Methoden:
- Begrüßung, Vorstellungsrunde und Blitzlicht zu den Erwartungen (10 min)
- Impulsvortrag (10 min): Besonderheiten eines STEX im Allgemeinen und M1 im Besonderen, Fragestellung, Lösungsansatz
- Kleingruppenarbeit mit gruppeninterner Diskussion (40 min): Diskussion der vorbereiteten Analysen und Einschätzungen verwendeter Kompetenzen bei der Lösung vorgegebener MCQs, Zusammenstellung sich daraus möglicherweise ergebende Kriterien für eine MCQ-Klassifikation
- Gegenseitige Präsentation der Ergebnisse, gemeinsame Diskussion und Reflexion allgemeiner Kriterien für die zukünftige kompetenzbezogene Klassifikation von MCQs im M1-Examen, Verabschiedung (30 min)
Zielgruppe: Verantwortliche für Lehr- und Curriculumsentwicklung sowie Lehrende v.a. des ersten Ausbildungsabschnitts und Studierende
Vorbereitung: Den Teilnehmer*innen werden vor dem Workshop M1-Aufgaben zugesandt mit der Bitte, diese hinsichtlich der für die Lösung notwendigen Kompetenzen zu analysieren und diese zu dokumentieren.
Literatur
[1] Paniagua M, Swygert K. Constructing written test questions for the basic and clinical sciences. 4th edition. Philadelphia: NBME; 2016.[2] Zaidi NLB, Grob KL, Monrad SM, Kurtz JB, Tai A, Ahmed AZ, Gruppen LD, Santen SA. Pushing Critical Thinking Skills With Multiple-Choice Questions: Does Bloom’s Taxonomy Work? Acad Med. 2018;93(6):856-859. DOI: 10.1097/ACM.0000000000002087
[3] Monrad SU, Bibler Zaidi NL, Grob KL, Kurtz JB, Tai AW, Hortsch M, Gruppen LD, Santen SA. What faculty write versus what students see? Perspectives on multiple-choice questions using Bloom’s taxonomy. Med Teach. 2021;43(5):575-582. DOI: 10.1080/0142159X.2021.1879376