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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Aufbau von Strukturen zur Förderung interprofessioneller Zusammenarbeit in den therapeutischen Gesundheitsberufen an einem deutschen Universitätsklinikum

Isabelle Stickdorn 1
Marion Grafe 2
Dirk Robrecht 1
Jana Schmidt 1
Nele Woermann 1,3
1Universitätsklinikum Münster, Zentrale Einrichtung Therapeutische Gesundheitsberufe, Münster, Deutschland
2FH Münster, Fachbereich Gesundheit, Münster, Deutschland
3Universität Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS), Münster, Deutschland

Text

Hintergrund: Interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) kann die Gesundheit einzelner Patient*innen verbessern, den Versorgungsprozess effektiver machen und wird von verschiedenen Institutionen und politischen Akteur*innen gefordert [1], [2], [3]. Gleichzeitig ist die Realisierung von IPZ komplex und voraussetzungsreich. Daher werden aktuell in der Zentralen Einrichtung Therapeutische Gesundheitsberufe (ZE-TG) des Universitätsklinikums Münster (UKM) im Zuge eines breit angelegten Umstrukturierungsprozesses Strukturen und Rahmenbedingungen für eine gelingende IPZ geschaffen.

Methoden: Ziel des Umstrukturierungsprozesses ist es, die Qualität der IPZ und somit die langfristige Sicherung einer evidenzbasierten, bedarfs- und patientenorientierten Versorgung der Patient*innen am UKM zu sichern und zu verbessern. Hierfür werden Veränderungen der Organisations- und Prozesskultur sowie eine inhaltliche Weiterentwicklung der therapeutischen Gesundheitsberufe (Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie) erarbeitet und umgesetzt. Eine zentrale Veränderung betrifft die Teamzusammensetzungen: Aus bisher sieben monoprofessionell aufgestellten Teams der Einrichtung sollen vier interprofessionelle Teams entwickelt werden. Prozessbezogene und inhaltliche Weiterentwicklungen umfassen die Erarbeitung von interprofessionellen Besprechungsformaten und Dokumentationsformen. Veränderungsmaßnahmen werden partizipativ entwickelt und umgesetzt. Der Prozess wird extern durch die Beratungs-, Mediations- und Coaching-Ambulanz der FH Münster, Fachbereich Sozialwesen begleitet, um Teambildungsprozesse bestmöglich zu unterstützen. Zusätzlich erfolgt eine externe wissenschaftliche Begleitevaluation, um die Umsetzung der IPZ innerhalb der Einrichtung zu bewerten.

Ergebnisse: Der Umstrukturierungsprozess ist ein laufendes Projekt. Im Juli 2022 ist das erste interprofessionell ausgerichtete Team der Kinder- und Jugendmedizin gestartet, wonach im Sommer 2023 weitere drei interprofessionell ausgerichtete Teams folgten. Zurzeit werden Formate der interprofessionellen Fallbesprechungen entwickelt sowie Hospitationen und interne Fortbildungen durchgeführt, um ein gemeinsames Verständnis von IPZ aufzubauen. Zusätzlich wird seit Februar 2024 ein interprofessionelles Dokumentationsformat angewendet und stetig weiterentwickelt. Eine Mitarbeitendenbefragung zu Beginn des Umstrukturierungsprozesses (Juni 2022) zur Veränderungsbereitschaft zeigte, dass von 63 befragten Mitarbeitenden 43 (68%) der Aussage eher oder ganz zustimmten, die IPZ umsetzen zu wollen. Die Auswertung weiterer Befragungszeitpunkte und qualitativer Interviews steht noch aus.

Diskussion: Mit dem Umstrukturierungsprozess leistet die ZE-TG einen zentralen Beitrag, um Rahmenbedingungen für eine gute IPZ von therapeutischen Gesundheitsberufen in einem akutstationären Setting zu schaffen. Auch die Einbindung von z.B. Studierenden der Humanmedizin in die interprofessionellen Teams der ZE-TG sind in Zukunft denkbar.


Literatur

[1] Zwarenstein M, Goldman J, Reeves S. Interprofessional collaboration: effects of practice-based interventions on professional practice and healthcare outcomes. Cochrane Database Syst Rev. 2009(3):CD000072. DOI: 10.1002/14651858.CD000072.pub2
[2] Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Kooperation und Verantwortung – Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung. Berlin: Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen; 2007. Zugänglich unter/available from: https://dserver.bundestag.de/btd/16/063/1606339.pdf
[3] Robert Bosch Stiftung. Memorandum. Kooperation der Gesundheitsberufe: Qualität und Sicherstellung der zukünftigen Gesundheitsversorgung. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung; 2011. Zugänglich unter/available from: https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/publications/pdf_import/Memorandum_Kooperation_der_Gesundheitsberufe.pdf