Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendmedizin – Entwicklung und Implementierung als innovatives Wahlfach im Medizinstudium mit supervidierten interprofessionellen Projektarbeiten
Text
Fragestellung/Zielsetzung: In der medizinischen Ausbildung wird im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) [https://nklm.de/zend/menu] zunehmend der Fokus auf Nachhaltigkeit, interprofessionelle Zusammenarbeit und evidenzbasierte Entscheidungsfindung gelegt. Dies erfordert innovative Lehrkonzepte, die den Transfer von Wissen in die klinische Praxis ermöglichen. Der Klimawandel hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die Kindergesundheit. In der Pädiatrie sind daher sowohl präventive Maßnahmen als auch Anpassungsstrategien notwendig. An der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wurde das Wahlpflichtfach „Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendmedizin“ als innovatives Lehrformat konzipiert. Ziel ist die Förderung nachhaltigkeitsbezogener Kompetenzen durch supervidierte interprofessionelle Projektarbeit. Studierende entwickeln in Kleingruppen praxisnahe Projekte zur nachhaltigen Transformation der Kinderklinik. Ein interdisziplinäres Team begleitet den Prozess durch Impulsvorträge und methodische Anleitung.
Methoden: Das Wahlpflichtfach basiert auf problemorientiertem Lernen mit praxisnaher Projektarbeit. Studierende bearbeiten Fragestellungen aus dem klinischen Alltag mit Bezug zur Nachhaltigkeit. Die interprofessionelle Zusammenarbeit erfolgt unter anderem mit dem Energiemanagement des Universitätsklinikums. Die Reflexion erfolgt durch Peer-Reviews, eine abschließende Präsentation vor einer Jury sowie eine Evaluation der Lehrveranstaltung. Thematische Schwerpunkte umfassen die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, Klimaneutralität in der Pädiatrie, nachhaltige Ernährung, Nachhaltigkeit in der Forschung und Lehre sowie ressourcenschonende Nutzung in einer Kinderklinik.
Ergebnisse: Seit dem Sommersemester 2023 haben 45 Studierende in drei Durchgängen 15 nachhaltige Projekte entwickelt, darunter eine Ernährungsstation im Teddybärkrankenhaus und ein Pilotprojekt zur Verbesserung der Ernährung in den Kindertagesstätten des Studierendenwerks umgesetzt. Evaluationen belegen eine hohe Zufriedenheit mit der interaktiven Lehrmethode, eine Verbesserung der Problemlösungskompetenz sowie eine verstärkte interprofessionelle Zusammenarbeit.
Diskussion: Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz nachhaltigkeitsorientierter Lehrangebote in der medizinischen Ausbildung. Das innovative interprofessionelle Lehrformat fördert praxisnahe Kompetenzen und bereitet Studierende darauf vor, nachhaltige Veränderungen im klinischen Umfeld zu initiieren. Diese Lehrform könnte als Best-Practice-Modell für eine nachhaltige medizinische Ausbildung dienen.