Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Von der Vision zur Umsetzung: Erfolgreiche Planung eines interprofessionellen Fortbildungstages mit Kotters 8-Stufen-Modell
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Interprofessionelle Fortbildungstage sind hochgradig relevant, um die Zusammenarbeit zwischen Berufsgruppen zu stärken und die Patient*innensicherheit zu verbessern. Dennoch fehlt es oft an strukturierten Ansätzen für deren Umsetzung. Dieser Beitrag beschreibt die Planung und Durchführung eines interprofessionellen Fortbildungstages in der Kinderonkologie anhand der 8 Schritte von John P. Kotter [1], um anderen Institutionen eine praxisnahe Orientierungshilfe zu bieten.
Methoden: Die Organisation des Fortbildungstages durch ein interprofessionelles Team folgte dem 8-Stufen-Modell von Kotter. Dringlichkeit erzeugen: Eine Befragung der Mitarbeitenden deckte Unzufriedenheit mit bestehenden Fortbildungsformaten auf, insbesondere hinsichtlich interprofessioneller Zusammenarbeit im spezialisierten Arbeitsbereich. Ein Leitungsteam aufbauen: Eine interprofessionelle Planungsgruppe aus Ärzt*innen, Pflegekräften, Psychosozialem Dienst und Wissenschaftler*innen wurde gebildet. Vision und Strategie entwickeln: Ziel war ein eintägiges Fortbildungsformat mit wissenschaftlichen Vorträgen, Workshops und praxisnahen Simulationstrainings. Kommunikation der Vision: Die Idee wurde über Newsletter, Besprechungen und Flyer in der gesamten Abteilung bekannt gemacht. Handlungsfreiräume schaffen: Durch die Unterstützung der Klinikleitung wurde ein „Wochenendmodus“ für die Klinikorganisation am Veranstaltungstag ermöglicht, die Teilnahme als Arbeitszeit vergütet. Kurzfristige Erfolge sichtbar machen: die frühe bereits hohe Anmeldezahl und interprofessionelle Beteiligung am Programm wurden als Erfolg kommuniziert. Erreichte Verbesserungen ausbauen: Die Fortbildung wurde evaluiert und strukturelle Anpassungen für künftige Veranstaltungen abgeleitet. Veränderungen in der Kultur verankern: Eine Verstetigung als jährliches Format wurde beschlossen und durch den Klinikleiter kommuniziert, um die interprofessionelle Zusammenarbeit nachhaltig zu fördern.
Ergebnisse: Die eintägige Veranstaltung erreichte 84 Mitarbeitende aus mehr als sieben Berufsgruppen. Alle Workshops waren zu 100% ausgelastet, mit einer hohen interprofessionellen Durchmischung. Die Evaluation ergab eine Weiterempfehlungsrate von 95% (77-100%). Im 15-Punkte Oberstufensystem erhielt die Veranstaltung durchschnittlich 12 Punkte (10-15 Punkte). Die Wahrnehmung der interprofessionellen Zusammenarbeit und Kommunikation wurde durch die Teilnehmenden positiv bewertet.
Diskussion: Die Anwendung des Kotter-Modells erwies sich als effektiver Rahmen für die Planung und Durchführung des interprofessionellen Fortbildungstages. Die strukturierte Vorgehensweise erleichterte die Umsetzung, förderte die Akzeptanz der Teilnehmenden und sicherte eine nachhaltige Verankerung. Andere Teams können dieses Modell nutzen, um eigene interprofessionelle Fortbildungsangebote erfolgreich zu etablieren.