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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Interprofessionelles Peer-Learning und Peer-Teaching in der Neurochirurgie

Rastislav Pjontek 1
Elisabeth Schomacher 2
Tobias Schmidt 1
Slavica Jovic 1
Hans Clusmann 1
Saša Sopka 3
1RWTH Aachen, Klinik für Neurochirurgie, Aachen, Deutschland
2RWTH Aachen, Pflegedienst, Stabsstelle Weiterentwicklung und Koordination Praxisanleitung in der Pflege, Aachen, Deutschland
3RWTH Aachen, Klinik für Anästhesiologie, Aachen, Deutschland

Text

Zielsetzung: Wir haben ein interprofessionelles (IP) Peer-Learning- und Peer-Teaching-Projekt für Medizinstudierende und Pflegeauszubildende während ihrer klinischen Praktika auf der neurochirurgischen Station implementiert. Die Teilnehmenden treffen sich dreimal wöchentlich, arbeiten in interprofessionellen Teams an selbst definierten Lernzielen unter IP Supervision und präsentieren abschließend ihre Ergebnisse der Peer-Gruppe. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, die Machbarkeit und den Nutzen des Projekts zu evaluieren und Implikationen für zukünftige interprofessionelle Bildungsformate abzuleiten.

Methoden: Die Teilnehmenden wurden gebeten, den zweiten Abschnitt des „University of the West of England Interprofessional Questionnaire“ (UWE-IP) sowohl zu Beginn als auch am Ende ihres Praktikums auszufüllen. Zusätzlich wurden sie eingeladen, an einer abschließenden projektspezifischen Prozess- und Ergebnisevaluation teilzunehmen. Die UWE-IP-Ergebnisse wurden mithilfe des Mann-Whitney-U-Tests statistisch analysiert.

Ergebnisse: Im Jahr 2023 nahmen 83 Personen am Projekt teil (57 weiblich, Durchschnittsalter 23,4 Jahre), darunter 43 Medizinstudierende, 22 Pflegeauszubildende, 14 OP-Pflegeauszubildende und 4 weitere (z. B. Physician Assistants), durchschnittlich 4,7 Lernende pro Sitzung. Die Einstellung zum IP Lernen war bereits vor Projektbeginn positiv und verbesserte sich während der Teilnahme signifikant, insbesondere im Bereich des kollaborativen Lernens für alle Gesundheitsberufe (p=0.007) sowie in der Offenheit für gemeinsames Lernen mit anderen Professionen (p=0.021).

Dreißig Teilnehmende nahmen an der finalen Evaluation teil: 92,6% bewerteten das Peer-Learning positiv, alle bewerteten das Peer-Teaching positiv. Der interprofessionelle Austausch und die Atmosphäre wurden von 96,4% als gut oder sehr gut bewertet. Alle Lernenden berichteten, durch die Vorbereitung ihrer eigenen Präsentation Wissen gewonnen zu haben. 93,3% gaben an, weniger zögerlich zu sein, andere Berufsgruppen anzusprechen; 11 von 13 reduzierten anfängliche Stereotypen. 90% erklärten, dass eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit ihre Karriereentscheidungen beeinflusst; alle stimmten zu, dass sie zum besseren Patienten-Outcome beiträgt. 97% würden das Programm empfehlen und erneut daran teilnehmen.

Diskussion: Das innovative, neurochirurgisch organisierte IP Bildungsprojekt wurde erfolgreich implementiert, von den Lernenden gut angenommen und führte zu einer Verbesserung ihrer Einstellungen zum IP Lernen in verschiedenen Aspekten. Das Konzept erfordert personelle, finanzielle und räumliche Ressourcen, insbesondere im Hinblick auf die IP Betreuung und die effektive Koordination zwischen den beteiligten Berufsgruppen. Eine signifikante Verbesserung der Einstellung zum interprofessionellen Lernen ist nicht automatisch gegeben, da viele Teilnehmende bereits vor der Teilnahme positive Einstellungen gegenüber der Interprofessionalität haben.