59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
„Besondere“ Patient:innen einfach ganz „normal“ behandeln? – Erarbeitung einer wertschätzenden und kompetenten Versorgung von LSBTQ-Personen in der hausärztlichen Praxis
Text
Hintergrund: LSBTQ-Personen (lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich, queer) sind Bestandteil eines jeden Patient:innenkollektivs und bringen als Gesamtgruppe sowie in jeder einzelnen Untergruppe spezifische gesundheitsrelevante Themen, Erkrankungsrisiken und Wünsche und Bedarfe im Umgang mit Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung und Sexualität mit. Obwohl sie knapp 10% der deutschen Allgemeinbevölkerung ausmachen, spielen sie in der medizinischen Lehre und in der allgemeinmedizinischen Weiterbildung wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle [1].
Aus internationalen Untersuchungen ist bekannt, dass hierunter die Versorgungsqualität leiden kann. Als Hürde für eine ausreichende Versorgung berichten viele Ärzt:innen von Unsicherheiten im fachlichen und zwischenmenschlichen Umgang mit LSBTQ-Personen [2], [3].
Zielsetzung/Fragestellung: Gemeinsam mit den Teilnehmenden wollen wir einfache Praxistipps erarbeiten. Angelehnt an einer typischen hausärztlichen Behandlungssituation möchten wir über jeden Schritt des Patient:innenkontakts, von der Erstananmnese, der Behandlung selber bis zur Nachbereitung konkret die eigenen Einstellungen, Fragen und Ideen zur kompetenten Versorgung von LSBTQ-Personen erarbeiten.
Diskussionspunkt: Welche Maßnahmen sind für praktizierende Ärzt:innen praktisch umsetzbar, wo gibt es strukturelle Hindernisse für eine adäquate Versorgung?
Zielgruppe: Praktizierende Allgemeinmediziner:innen, Studierende mit dem Ziel der ambulanten Gesundheitsversorgung, Interessierte im Bereich der LGBTQ-sensiblen Versorgung
Didaktische Methode/n: Impulsvortrag, betreute Gruppenarbeit anhand von Fallbeispielen, Erarbeitung von Barrieren, Möglichkeiten der Überwindung und konkreten Handlungsoptionen im hausärztlichen Gespräch, Ergebniszusammenfassung sowie eine Gruppendiskussion über die Umsetzung in der eigenen Arbeit
Take Home Message für die Praxis: Auch wenn es an strukturierter Ausbildung zum Thema fehlt, gibt es für Allgemeinmediziner:innen einfache Möglichkeiten, durch kleine Veränderung, die Versorgungsqualität und -zufriedenheit von LSBTQ-Personen in der eigenen Praxis zu verbessern und einen diskriminierungssensiblen Ort der Gesundheitsversorgung zu etablieren.
Geschätzte Anzahl Teilnehmer/innen: 15–30
Kurzvorstellung der Workshop-leitenden Person/en:
Anna Wittenstein: Ärztin und Promovierende am Institut für Allgemeinmedizin der Charité in Berlin mit Forschungsschwerpunkt auf der allgemeinmedizinischen Versorgung von lesbischen Personen
Malte Radde: Arzt und Promovierender am Institut für Allgemeinmedizin der Charité in Berlin mit Forschungsschwerpunkt auf der hausärztlichen Perspektive auf die allgemeinmedizinische Versorgung von LSBTQ-Personen
References
[1] Pöge K, Dennert G, Koppe U, Güldenring A, Matthigack E, Rommel A. Die gesundheitliche Lage von lesbischen, schwulen, bisexuellen sowie trans- und intergeschlechtlichen Menschen. 2020.[2] Harrison AE. Primary care of lesbian and gay patients: educating ourselves and our students. Fam Med. 1996;28(1):10-23
[3] Heredia D Jr, Pankey TL, Gonzalez CA. LGBTQ-Affirmative Behavioral Health Services in Primary Care. Prim Care. 2021;48(2):243-57