59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Transition – der Übergang von pädiatrischen Patientinnen und Patienten in die Hausarztpraxis – was sich Jugendliche wünschen
Text
Hintergrund: Bei circa 13,7% der Jugendlichen in Deutschland besteht ein besonderer Bedarf an Gesundheitsversorgung und -förderung [1]. Mit Erreichen der Volljährigkeit endet in der Regel die pädiatrische Betreuung. Eine Fortführung der medizinischen Versorgung in einer hausärztlichen Praxis erfolgt meist zu einem undefinierten Zeitpunkt, häufig durch eine leichte akute Erkrankung, initiiert. Von chronisch erkrankten pädiatrischen Patientinnen und Patienten ist bekannt, dass bei diesem Wechsel der medizinischen Versorgungssysteme ca. 40% der vorerkrankten Patientinnen und Patienten den Anschluss an die regelmäßige Spezialversorgung verlieren [2]. Trotz dieses Wissens besteht in Deutschland bisher kein standardisiertes Verfahren für die Übergangsphase pädiatrischer Patientinnen und Patienten. Hausärztinnen und Hausärzten kommt hier eine wichtige Rolle zu [3]. Dennoch wird insbesondere die hausärztliche Lotsenfunktion im Rahmen dieser Übergänge in der Regel nicht berücksichtigt.
Zielsetzung/Fragestellung: Wie kann dieser Übergang praktikabel, zielführend und reproduzierbar begleitet (und gestaltet) werden?
Diskussionspunkt: Wie kann es gelingen beide beteiligte Seiten – Patientinnen/Patienten und hausärztlich tätige Ärzte/Ärztinnen – für das Thema „Transition in die Erwachsenenmedizin“ zu sensibilisieren? Das Ziel sollte sein, das Thema „Transition“ und die Bedeutung der aktiven Berücksichtigung dieses Lebensabschnitts in der Praxistätigkeit zu verankern, um eine Gesundheitsversorgung der betreffenden Personen zu sichern. Wir werden über eigene Erfahrungen und gewünschte Vorgehensweisen von Jugendlichen berichten und möglichst erste Empfehlungen und Hürden zur Umsetzung besprechen. Ziel wird sein, ein grundsätzliches praktikables und interdisziplinäres Vorgehen für ein Verfahren des Übergangs zu erarbeiten („Aus der Praxis für die Praxis“), gegebenenfalls mit spezieller Verortung. In Deutschland existente Verfahren der Transition sollen ergänzend kurz beleuchtet werden.
Inhalt: Nach durchgeführten Workshops mit Hausärztinnen und Hausärzten im Jahr 2024, befragen wir aktuell zufällig ausgewählte Jugendliche – ohne und mit Vorerkrankungen – nach Ihren Vorstellungen und Wünschen zu diesem Thema.
Take Home Message für die Praxis: Um dem Thema „Transition (chronisch erkrankter) pädiatrischer Patienten gerecht zu werden, bedarf es eines flexibel in den Praxen adaptierbaren systematischen Vorgehens für alle jungen Erwachsenen. Eine Basis dafür möchten wir entwickeln und weitergeben.
References
[1] Scheidt-Nave C, Ellert U, Thyuen U, Schlaud M. Prävalenz und Charakteristika von Kindern- und Jugendlichen mit speziellem Versorgungsbedarf im Kinder- und Jugendsurvey (KiGGS) in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz. 2007;50:750-756[2] Walleghem N van, MacDonald CA, Dean HJ. Evaluation of a systems navigator model for transition from pediatric to adult care for young adults with type 1 diabetes. Diabetes Care. 2008;31(8):1529-30
[3] Ullrich G. Transition – Mehr als ein „Transfer“. Dtsch Arztebl. 2014;111(37):A-1508/B-1301/C-1237