59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Einsatz von Physician Assistants in der Allgemeinmedizin – qualitative Untersuchung bestehender Integrationskonzepte
Text
Hintergrund: Die wohnortnahe hausärztliche Versorgung ist ein zentrales Element des Gesundheitssystems, besonders im ländlichen Raum. Der demografische Wandel sowie der zunehmende Mangel an Hausärzt:innen gefährden diese Strukturen zunehmend. Der Einsatz von Physician Assistants (PA) wird international bereits erfolgreich erprobt und könnte auch in Deutschland hausärztliche Praxen entlasten. Bisher fehlen jedoch empirische Erkenntnisse zu Einsatzformen, Akzeptanz und Herausforderungen der Integration von PA in hausärztliche Teams.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der Studie ist es, bestehende Einsatzmodelle von PA in der Allgemeinmedizin zu identifizieren und Gelingensbedingungen sowie Barrieren der Integration zu beschreiben. Daraus sollen Perspektiven für ein Interventionskonzept zur strukturierten Einführung von PA abgeleitet werden. Forschungsfragen:
- Wie werden PA derzeit in der hausärztlichen Versorgung eingesetzt?
- Welche strukturellen und zwischenmenschlichen Faktoren fördern oder hemmen ihre Integration?
- Welche Schlussfolgerungen lassen sich für die Entwicklung eines Interventionskonzepts ziehen?
Material und Methoden: Es wurden qualitative, semistrukturierte Interviews mit 14 Akteurinnen aus PA-Hausarzt-Tandems geführt. Die Stichprobe umfasste bundesweit tätige Physician Assistants und ihre vorgesetzten Hausärztinnen. Die Datenauswertung erfolgte in interprofessionellen Teams mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz (MAXQDA). Die Kategorienbildung orientierte sich am Interviewleitfaden und wurde deduktiv-induktiv vorgenommen.
Ergebnisse: Die Analyse zeigte eine hohe Heterogenität bei Aufgabenverteilung, Verantwortlichkeiten und Kommunikationsstrukturen. Gelingensfaktoren waren u. a. klare Aufgabenbeschreibungen, gemeinsame Einarbeitungsphasen und eine wertschätzende Teamkultur. Barrieren zeigten sich v. a. bei unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen und Unsicherheiten in der Delegation ärztlicher Leistungen. Erste Ansätze für ein strukturierendes Interventionskonzept konnten aus Best-Practice-Beispielen abgeleitet werden.
Diskussion: Die Ergebnisse verdeutlichen das Potenzial von PA in der hausärztlichen Versorgung, aber auch die Notwendigkeit klarer Rahmenbedingungen. Die Interviewstudie liefert zentrale Anknüpfungspunkte für die konzeptionelle Weiterentwicklung eines praxistauglichen Interventionsansatzes.
Take Home Message für die Praxis: Die erfolgreiche Integration von PA in hausärztliche Teams erfordert definierte Strukturen, klare Aufgabenverteilung und gezielte Teamentwicklung – erste Erkenntnisse hierzu liegen nun vor.