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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Monitoring nach Schlaganfall in Deutschland – eine Analyse der Versorgungssituation anhand von Krankenkassendaten

Susann Hueber 1
Lisette Warkentin 1
Jennifer Scheel-Barteit 1
Werner Adler 2
Lydia König 3
Konrad Hierasimowicz 3
Thomas Kühlein 1
Annika Viniol 3
1Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
2FAU Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie, Erlangen, Deutschland
3Philipps-Universität Marburg, Institut für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland

Text

Hintergrund: Für Menschen mit chronischen Erkrankungen hat sich ein proaktives Behandlungsparadigma etabliert: Betroffene suchen für Verlaufskontrollen regelmäßig einen Arzt auf. Eine symptomatische Krise und das Risiko von Nebenwirkungen der Therapie sollen vermieden werden. Während neue Behandlungsmethoden hinsichtlich ihres Nutzens diskutiert werden, werden Monitoring-Maßnahmen nur selten problematisiert.

Zielsetzung/Fragestellung: In der Leitlinie der Neurologen und der der Allgemeinmediziner werden zu Monitoring mittels Carotis-Doppler nach Schlaganfall keine Empfehlungen formuliert. Ziel war es, die Versorgungspraxis hinsichtlich Anteils und Charakteristika von Patienten mit Monitoring, die Frequenz des Monitorings und dessen Konsequenzen zu beschreiben.

Material und Methoden: Die Analyse erfolgte anhand von Daten der AOK (zur Verfügung gestellt durch das WidO). Eingeschlossen wurden Patienten mit der stationären Diagnose eines Schlaganfalls im Jahr 2015. Der Beobachtungszeitraum betrug bis zu sechs Jahre (bis 2021). Monitoring wurde als jährliche bzw. zweijährliche Verlaufskontrolle definiert.

Ergebnisse: Daten von 110.772 Patienten gingen in die Analyse ein. Etwas mehr als die Hälfte (58%) waren älter als 75 Jahre. Das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen (52% weiblich). Etwa 10% verstarben vor Entlassung aus dem Krankenhaus, insgesamt 30% verstarben innerhalb der ersten beiden Jahre. Etwa ein Viertel wurde mindestens einmal mit einem Doppler untersucht. Knapp 2% wurden jährlich untersucht, etwa jeder Zehnte alle zwei Jahre. Patienten in Behandlung eines Neurologen bzw. Kardiologen wurden deutlich häufiger untersucht (zweijährliche Kontrolle bei 28% bzw. 25%). Patienten, die ein Monitoring erhielten, waren tendenziell jünger, häufiger männlich, seltener pflegebedürftig und hatten häufiger weitere kardiovaskuläre Erkrankungen oder eine Fettstoffwechselstörung. Die Mortalität in der Monitoring-Gruppe war etwas höher. Patienten nach einer operativen Therapie des Schlaganfalls erhielten häufiger ein Doppler-Monitoring. Eine auf den Doppler folgende Behandlung der Gefäße erfolgte bei 6% (operativ 5%).

Diskussion: Trotz fehlender Empfehlungen in den Leitlinien wird vor allem bei Patienten in spezial-fachärztlicher Behandlung häufiger ein Monitoring durchgeführt. Monitoring betrifft vorrangig Personen mit weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren und Begleiterkrankungen. Monitoring war nicht mit einer Senkung der Mortalität assoziiert.

Take Home Message für die Praxis: Auch ohne konkrete Leitlinienempfehlung finden bildgebende Verlaufskontrollen statt.