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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Stationäre Allgemeinmedizin STATAMED – von der Idee über den Projektaufbau zum klinischen Alltag

Michael Groening 1
Jan Dietrich Philipp Köster 2
Dagmar Lühmann 2
Heike Hansen 2
Martin Scherer 2
1Wilhelmsburger Krankenhaus/MVZ Groß Sand, Deutschland
2Universitätsklinikum Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Deutschland

Text

Hintergrund: Die Fallzahlen in den Notaufnahmen steigen, vielfach bedingt durch chronisch kranke, ältere Menschen, die zwar ein stationäres Bett, aber keine hochspezialisierte Fachabteilung benötigen. Sie benötigen eine Abteilung „für den ganzen Menschen“ i.S. der Zukunftspositionen der DEGAM. Die gibt es aber bisher nicht. Sie brauchen auch nicht die Ressource einer ZNA, in deren Triagelogik sie oft nicht dringlich sind, was zu langen Verweildauern führt. Und weil oft Vorkenntnisse über den Patienten (Vorerkrankungen und Lebensumstände) fehlen, droht diesen Patienten sowohl in der ZNA als auch in der Fachabteilung eine Fehlversorgung (s. Rahmenabstract).

Zielsetzung/Fragestellung: Das Ziel von STATAMED ist, den Patientenpfad durch enge Vernetzung der Sektoren so zu modulieren, dass eine hohe Behandlungsqualität (ohne Fehlversorgung), eine hohe Patientenzufriedenheit, eine hohe Angehörigenzufriedenheit und eine hohe Zufriedenheit der zuweisenden (Haus-)Ärzte und des STATAMED-Personals erreicht wird. Es wird untersucht, ob STATAMED Wiedereinweisungen verhindert, die Verweildauer verkürzt und ökonomisch sinnvoll ist.

Material und Methoden: In einem mehrjährigen Prozess wurde STATAMED unter Konsortialführung der AOK Rheinland Hamburg mit weiteren Konsortialpartnern (u.a. AOK Niedersachsen, Medizinische Hochschule Hannover, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg Center for Health Economics, Institute for Health Care Business (Essen)) entwickelt und wird seit März 2024 an sechs Standorten in Deutschland umgesetzt

Ergebnisse: Die Entwicklung von STATAMED von der Idee zum Innovationsfondprojekt wird anhand konkreter Fallbeispiel skizziert. Es wird dargestellt:

  • welche Patienten für STATAMED geeignet sind
  • was das Benefit für den Patienten, seine Angehörigen und die zuweisenden Hausärzt:innen ist
  • wie der ambulant-stationäre Wissenstransfer funktioniert und warum dieser das Fundament der Sektorenbrücke ist
  • was „Entscheidervisite“ inhaltlich bedeutet
  • was die Aufgaben der neuen Berufsgruppen „Flying Nurse“ und „Patientenlotse“ sind

Diskussion: Die Implementierung der Allgemeinmedizin als stationäres Fach ist insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung eine sinnvolle Ergänzung der Gesundheitsversorgung in Deutschland

Take Home Message für die Praxis: Auch der stationäre Patient braucht den „Spezialisten für den ganzen Menschen“ (entsprechend der neuen Fachdefinition Allgemeinmedizin der DEGAM von Februar 2025)