59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
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Off-Label Use in der Palliativmedizin, aber sicher!? Vorstellung der Datenbank pall-OLU.de
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Hintergrund: Im Fokus der palliativmedizinischen Versorgung steht die Linderung belastender Symptome schwerkranker und sterbender Menschen. Bis zu 50% der Arzneimittel werden im Off-Label-Use (OLU) eingesetzt. Die Gründe sind vielfältig, beispielsweise eine unzureichende Symptomkontrolle mit zugelassenen Behandlungsoptionen oder der Bedarf an alternativen Applikationsarten bei Schluckstörungen. Zu berücksichtigen ist neben rechtlichen Fragen auch die Arzneimitteltherapiesicherheit.
Off-Label Anwendungen sind häufig nur begrenzt in Leitlinien oder anderen Informationsquellen zu finden. Im Praxisalltag fehlen Fachkräften Zeit und Ressourcen für eine umfassende Recherche und Bewertung der Evidenz für eine informierte, patientenindividuelle Therapieentscheidung.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel des Projektes ist die Erarbeitung und Veröffentlichung von Therapieempfehlungen zum OLU palliativmedizinisch relevanter Medikamente.
Material und Methoden: Nach einem standardisierten Verfahren werden für Off-Label Anwendungen im palliativen Kontext wirkstoff- und anwendungsbezogen anhand der bestverfügbaren Evidenz Therapieempfehlungen formuliert. In einem zweistufigen Online-Delphiverfahren erfolgt die Konsentierung der Empfehlungen mit palliativmedizinisch tätigen Expert:innen aus Medizin, Pharmazie und Pflege aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Ergebnisse werden über die Webseite pall-OLU.de zugänglich gemacht.
Ergebnisse: In bislang vier abgeschlossenen Delphiverfahren wurden 110 Empfehlungen zu 41 Wirkstoffen und 16 Anwendungen konsentiert. An den Delphiverfahren beteiligten sich zwischen 60 und 76 Expert:innen (Antwortrate 44,4 und 67,3%).
Diskussion: pall-OLU.de ermöglicht Fachpersonal einen einfachen, schnellen Zugriff auf evidenzbasierte Therapieempfehlungen für die Praxis und leistet einen Beitrag zur sicheren, wirksamen und patientenorientierten Arzneimitteltherapie für Pallativpatient:innen. Bis Ende 2028 sollen ca. 400 Empfehlungen in die Datenbank aufgenommen sein. Außerdem sind Hinweise aus Fachinformationen, zu Rezepturen, zur Anwendung und Therapieüberwachung sowie zu alternativen Therapieoptionen enthalten.
Take Home Message für die Praxis: Um eine gute und sichere Arzneimitteltherapie für Palliativpatient:innen zu gewährleisten, ist ein einfacher Zugang auf verlässliche Informationen für Fachkräfte essentiell. Das Angebot von pall-OLU.de füllt durch die zur Verfügung gestellten Therapieempfehlungen eine wichtige Informationslücke.
Projektförderung durch die Deutsche Krebshilfe (Fördernr. 70113910; 70115882)