59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Bildschirmzeit bei Medizinstudierenden: eine 10-Jahres-Betrachtung
2Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland
3Universität Pécs, Institut für Public Health, Medizinische Fakultät, Pécs, Ungarn
4Universität Pécs, Institut für Verhaltenswissenschaften, Medizinische Fakultät, Pécs, Ungarn
5Johannes Kepler Universität Linz, Institut für Allgemeinmedizin, Linz, Österreich
Text
Hintergrund: Bildschirmnutzung ist ein allgegenwärtiger Bestandteil des Alltags und begleitet Menschen durch Ausbildung, Beruf und Freizeit. Die täglich verbrachte Bildschirmzeit in der Allgemeinbevölkerung stieg im vergangenen Jahrzehnt stetig an und erhöhte sich durch die COVID-19-Pandemie zusätzlich. Eine erhöhte Bildschirmzeit steht im Zusammenhang mit negativen gesundheitlichen Folgen wie verminderter Schlafqualität, kognitiven Einschränkungen und einer erhöhten psychischen Belastung. Insbesondere Medizinstudierende sind aufgrund eines von hohen Anforderungen und Stress geprägten Studiums oft von letzterem betroffen. Zur Entwicklung der Bildschirmzeit bei Medizinstudierenden in den vergangenen Jahren existieren bislang keine empirischen Daten.
Zielsetzung/Fragestellung: Wie veränderte sich die Bildschirmzeit bei Medizinstudierenden in den letzten 10 Jahren?
Diskussionspunkt: Seit 2016 hat sich die Bildschirmzeit bei Medizinstudierenden in Dresden nahezu verdoppelt. Dieser Anstieg betrifft sowohl die für Studium/Arbeit als auch die in der Freizeit verbrachte Bildschirmzeit.
Inhalt: Medizinstudierende der Technischen Universität Dresden wurden im Rahmen der wiederkehrenden, multizentrischen Querschnittsstudie „Medical Student Health Survey“ im Zeitraum von 2014 bis 2024 biennal zu ihrer Bildschirmnutzung befragt. Die Teilnahme erfolgte pseudonym, freiwillig und mit eingeholter Einwilligung. Es wurde die Bildschirmnutzung aus Studium/Arbeits-Gründen, Freizeitgründen und die tägliche Gesamtbildschirmzeit deskriptiv für die jeweiligen Erhebungsjahre analysiert. Verallgemeinerte, lineare, gemischte Modelle (GLMM) wurden berechnet um die Entwicklung der Bildschirmzeit über die letzten 10 Jahre und die Zusammenhänge mit festen und variablen Effekten zu bestimmen. Die deskriptive Analyse umfasste N=2.619 Medizinstudierende im Alter von M=23,5 bis M=26,0 Jahren, überwiegend weiblich (65,0–73,1%). Die berichtete Gesamtbildschirmzeit stieg zwischen 2016 und 2024 von M=4,1 Stunden auf M=7,7 Stunden pro Tag an, wobei die Bildschirmzeit für Studium/Arbeit von M=2,7 Stunden auf M=5,2 Stunden pro Tag anstieg und die in der Freizeit verbrachte Bildschirmzeit von M=1,3 Stunden auf M=2,5 Stunden anstieg. Die Ergebnisse der GLMM‘s werden auf dem Kongress präsentiert.
Take Home Message für die Praxis: Vor dem Hintergrund der gesundheitlichen Risiken und dem Fehlen offizieller Richtlinien zur Bildschirmnutzung in Deutschland, erfordern die vorliegenden Ergebnisse eine dringende Auseinandersetzung mit diesem Thema im Kontext von Studium, Lehre und öffentlicher Gesundheit.