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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Fortlaufendes Online-Gruppenmentoring in der allgemeinmedizinischen Weiterbildung – Ergebnisse einer multiphasigen Evaluation

Viet Duc Bui 1
Martina Bischoff 1
Christine Becker 2
Andreas Christian Dreher 2
Simon Schwill 2
Andy Maun 1
1Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
2Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

Text

Hintergrund: Zur Förderung von Vernetzung, Identitätsentwicklung und Selbstwirksamkeitserleben bei Ärzt:innen in Weiterbildung (ÄiW) wird im Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Baden-Württemberg (KWBW) fortlaufendes Online-Gruppenmentoring angeboten. Über drei aufeinanderfolgende Runden (2022–2024) nahmen insgesamt vier Gruppen mit 40–50 Teilnehmenden an dem Programm teil. Die Kohorte setzte sich überwiegend aus jungen, mehrheitlich weiblichen ÄiW im zweiten bis vierten Weiterbildungsjahr zusammen, mit heterogenen klinischen Vorerfahrungen und einer breiten regionalen Streuung. Ziel des Formats war es, durch konstante Gruppenzusammensetzungen einen nachhaltigen kollegialen Austausch und eine vertiefte Bearbeitung relevanter Themen der Weiterbildung zu ermöglichen.

Zielsetzung/Fragestellung:

  • Wie bewerten ÄiW und Mentor:innen das fortlaufende Online-Gruppenmentoring im Vergleich zu punktuellen Mentoringangeboten?
  • Welche förderlichen Strukturelemente und Entwicklungspotenziale zeigen sich aus Sicht der Beteiligten?
  • Welche Auswirkungen hat das Format auf Identitätsbildung, berufliche Entscheidungsfindung (z.B. Niederlassung) und das berufliche Selbstbild im hausärztlichen Kontext?

Diskussionspunkt: Im Unterschied zu punktuellen Formaten ermöglichte das fortlaufende Online-Gruppenmentoring einen geschützten Raum für Reflexion, Erfahrungsaustausch und wachsendes berufliches Selbstvertrauen. Gleichzeitig führte der kollegiale Austausch zu einer spürbaren Aufwertung des Selbstbildes im Fach Allgemeinmedizin. Gewünscht wurden zusätzliche regionale oder hybride Anschlussformate zur Verstetigung des Austauschs.

Inhalt: Die multiphasige Evaluation kombinierte quantitative Vor- und Abschlussbefragungen mit qualitativen Interviews. Die Ergebnisse zeigen, dass die konstante Gruppenzugehörigkeit in Verbindung mit stabiler Tandemmoderation Vertrauen schuf und eine tiefere Bearbeitung berufsrelevanter Themen ermöglichte – darunter Vereinbarkeit, Praxisführung und der Umgang mit Unsicherheit. Im Gruppenverlauf entwickelten sich zunehmend selbstbewusstere Perspektiven auf die eigene Rolle als Hausärzt:in.

Take Home Message für die Praxis: Stabile Mentoringstrukturen mit verlässlicher Moderation fördern nicht nur Wissenstransfer, sondern auch die Entwicklung von beruflicher Identität und Selbstwirksamkeit – zentrale Ressourcen für eine zukunftsfähige hausärztliche Versorgung.