59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und soziodemographischen Faktoren mit der psychischen Gesundheit von Medizinstudierenden in Deutschland
Text
Hintergrund: Alkoholkonsum ist weltweit ein Risikofaktor für körperliche und psychische Erkrankungen und besonders bei jungen Erwachsenen, einschließlich Medizinstudierenden, weit verbreitet. Internationale Studien zeigen, dass Medizinstudierende im Vergleich zur gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen aufweisen. Die Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum, soziodemografischen Faktoren und der psychischen Gesundheit bei deutschen Medizinstudierenden sind jedoch noch unklar.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel dieser Arbeit ist es, die Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum, soziodemografischen Faktoren und der psychischen Gesundheit bei deutschen Medizinstudierenden zu untersuchen und potenziell gefährdete Studierende zu identifizieren.
Diskussionspunkt: Sowohl weibliche als auch männliche Studierende überschreiten den Grenzwert für riskanten Alkoholkonsum. Der negative Zusammenhang zwischen dem Studienabschnitt und der psychischen Gesundheit deutet auf erhöhte psychische Belastungen im klinischen Abschnitt hin.
Inhalt: Medical Student Health Survey (MSHS) ist eine Querschnittsstudie, die 2020 an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden durchgeführt wurde. Die Datenerhebung erfolgte von Januar bis Juli 2020, wurde jedoch aufgrund des COVID-19-Lockdowns von März bis Mai pausiert. Die Erhebung erfolgte online über einen Fragebogen mit standardisierten sowie selbst entwickelten Items. Es wurden Angaben zu Geschlecht, Fachsemester, Beziehungsstatus, Wohnsituation, Alkoholkonsum und psychischer Gesundheit erfasst. Deskriptive Statistiken und Korrelationsanalysen (Kendall-Tau-b, Spearman-Rho) wurden verwendet.
474 Medizinstudierende nahmen teil (Medianalter: 24 Jahre; 70% weiblich). 56,3% befanden sich im klinischen Abschnitt des Studiums. Der Median des AUDIT-C-Scores betrug bei weiblichen Studierenden 3 und bei männlichen 4. Die Einschätzung der psychischen Gesundheit war überwiegend positiv (59,9% „gut“ oder „sehr gut“). Ein signifikanter Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und psychischer Gesundheit wurde nicht festgestellt (Spearman-Rho: r= –0,045; p=0,400). Es konnte jedoch ein negativer Zusammenhang zwischen Studienabschnitt und psychischer Gesundheit festgestellt werden (Kendall-Tau-b: r= –0,119; p=0,017), wobei Studierende im klinischen Abschnitt ihre psychische Gesundheit schlechter einschätzten.
Take Home Message für die Praxis: Die vorliegenden Ergebnisse sollten in zukünftigen Studien weiter untersucht werden, um mögliche unterstützende Maßnahmen im Verlauf des Studiums zu etablieren.