59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Lehrperspektiven in Zeiten des Umbruchs – VISIOn Netzwerk Akademischer Referenzpraxen in der Allgemeinmedizin (VISIONARA)
Text
Hintergrund: Die allgemeinmedizinische, dezentral organisierte Lehre in Hausarztpraxen steht vor strukturellen Herausforderungen, die gleichzeitig Chancen für die weitere Entwicklung darstellen.
Studien belegen, dass eine hochwertige dezentrale Lehre das Interesse einer Weiterbildung in der Allgemeinmedizin stärkt und praxisnahe Kompetenzen fördert. Gleichzeitig sinkt die Zahl aktiver Lehrpraxen, und viele betreuen nur selten Studierende. Das erschwert die Etablierung standardisierter, curricular verankerter Lehrprozesse.
Zielsetzung/Fragestellung: Vor diesem Hintergrund wird das Projekt „VISIONARA“ ins Leben gerufen. Durch die Schaffung von Referenzpraxen mit einem expliziten Tätigkeitsschwerpunkt „Lehre“ und fest für die Lehre angestellten Ärzt:innen soll die Qualität und Effizienz der allgemeinmedizinischen Lehre gefördert werden. Ziel ist es, innerhalb der nächsten zwei Jahre aus der Idee ein Lehrprojekt zu konzeptualisieren und erste Lehrcluster praktisch umzusetzen.
Diskussionspunkt: Bisherige Lösungsansätze haben sich vor allem auf eine höhere Akquirierung von hausärztlichen Praxen fokussiert. Wir sind der Auffassung, dass die Bildung von Referenzpraxen als dezentrale Lehrinstitutionen ein richtungsweisender Ansatz für die zukünftigen Herausforderungen ist. Wir möchten diskutieren, welchen Weg wir in der Ausbildung nachfolgender Allgemeinmediziner:innen gehen wollen und wie die hierfür notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen erschlossen werden können.
Inhalt: Das Konzept bietet folgenden Mehrwert:
- Logistik- und Ressourcenoptimierung
- Gleichzeitige Betreuung mehrerer Medizinstudierender in einer Praxis. Dabei steht für jede:n Studierende:n ein eigenes Sprechstundenzimmer zur Verfügung, um selbstständiges Arbeiten unter Supervision zu ermöglichen. Allein in den ersten drei Referenzpraxen werden somit zunächst 60 Studierende pro Jahr betreut.
- Agiler Kompetenzerwerb durch Near-Peer Teaching
- Unterricht der Studierenden durch Ärzt:innen in Weiterbildung und PJler:innen.
- Innovative didaktische Methodik
- Thementage mit klar definierten Lerninhalten, umgesetzt in einem Blended-Learning-Ansatz.
- Integration in die Versorgung
- Lehrkonsultationen unterstützen die Versorgung relevant durch vorherige Definition und Training der erforderlichen Entrustable Professional Activities (EPAs).
Take Home Message für die Praxis: Besondere Situationen bedürfen besonderer Lösungen – VISIONARA setzt auf dezentrale Lehrcluster. Das Konzept erlaubt eine Optimierung sowie neue Erschließung von Ressourcen, die synergistisch in die Patientenversorgung integriert werden.