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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Transfer von Wissen: Integration des Kurskonzepts „Psychosomatische Grundversorgung“ in die brasilianische Weiterbildung für Familien- und Gemeindemedizin

Markus Ludwig, Heinrich Herrmann 1
1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Magdeburg, Deutschland

Text

Hintergrund: Das Kurskonzept der "Psychosomatischen Grundversorgung" als Teil der Weiterbildung in Allgemeinmedizin in Deutschland 50 Stunden umfassend theoretischer und praktischer Anleitung mit Fokus auf patientenzentrierte Kommunikation und Arzt-Patienten-Beziehungen zur Stärkung des biopsychozialen Herangehens und der hermeneutischen Fallaufnahme.

Zielsetzung/Fragestellung: Erstmalig wurde eine Modifikation dieses Kurskonzepts im Rahmen einer Gastprofessur in der Weiterbildung für Familien- und Gemeindemedizin an zwie Standorten in Pernambuco, Brasilien eingesetzt und evaluiert.

Material und Methoden: Zwei Gruppen von 8–15 Ärzten in der in Weiterbildung nahmen an einem Tutorial teil, das über drei Zeitabschnitte à zwei Wochen in Recife und Caruaru stattfand. Die Universidade Federal de Pernambuco und der Deutsche Akademische Austauschdienst unterstützten diese Initiative im Rahmen einer Gastprofessur zusammen mit zwei weiterbildenden Kollegen. Der Schwerpunkt lag auf emotionsfokussierter Kommunikation und der Vermittlung neurotisch/dysfunktionaler Beziehungsmuster nach Mentzos.

Ergebnisse: Im Gegensatz zur allgemeinmedizinischen Weiterbildung in Deutschland ist die brasilianische Weiterbildung durch ein multiprofessionelles, territorium- und gemeindebezogenes sowie systemisch familienmedizinischen Vorgehen geprägt. Die Teilnehmenden waren sehr zufrieden mit dem Kursinhalt und der Durchführung. Das NURSE-Schema und das Konzept der dysfunktionalen Beziehungsmuster nach Mentzos wurden als hilfreich bei der Identifizierung von Patientengefühlen und dem reflektierten Umgang angesehen. Rollenspiele mit Fallpräsentationen waren besonders gut angenommen. Die Teilnehmenden identifizierten Empathie, Respekt, Verständnis für andere und Priorisierung der Patientenbedürfnisse als Schlüsselaspekte des Kurses.

Diskussion: Die Länge der Intervalle zwischen den Modulen, um die Umsetzung des Gelernten in der eigenen Praxis zu gewährleisten und sie zu reflektieren und die stärkere soziale und kollektive Ausrichtung der Primärversorgung sollen diskutiert werden hinsichtlich des möglichen Transfers nach Deutschland.

Take Home Message für die Praxis: Das Kurskonzept ist eine wertvolle Ergänzung in der Weiterbildung in Familien- und Gemeindemedizin in Brasilien. Die Betonung von territorial-, familien- und gemeindeorientierter Primärversorgung in einem multiprofessionellen Team bietet wichtige Impulse für die Weiterentwicklung in Deutschland.