59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Eine App gegen Fatigue: Partizipative Entwicklung der ergotherapeutischen Intervention DiEgO – Digitale Ergotherapie gegen Fatigue und Konzentrationsstörungen
2Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
Text
Hintergrund: Fatigue tritt häufig bei Autoimmun-, postviralen und neurologischen Erkrankungen auf und betrifft viele in Deutschland. Trotz hohem Leidensdruck gibt es kaum wirksame Therapien. In einer BMBF geförderten Studie (ErgoLoCo) wurde eine digitale Ergotherapie für Post-COVID entwickelt und als wirksam befunden.
Zielsetzung/Fragestellung: Aus diesen Erkenntnissen entstand die Web-App DiEgO als skalierbare, breit anwendbare Umsetzung der Intervention. Innovativ ist die Hinzunahme von bewegungstherapeutischen Elementen. Da moderate körperliche Aktivität zur Linderung von Fatigue beitragen kann, kombiniert DiEgO ergotherapeutische mit bewegungstherapeutischen Elementen.
Material und Methoden: Betroffene, Ergotherapeutinnen und Forschende entwickeln gemeinsam eine niedrigschwellige Therapie, basierend auf bewährten Inhalten des Vorgänger-Projektes, die in die eHealth-Plattform CIAS integriert und iterativ über insgesamt 3 Anpassungsschleifen verbessert wird. Im nächsten Schritt wird die Anwendung mit Personen erprobt, die nicht an der Entwicklung beteiligt waren, jedoch aufgrund einer rheumatischen Grunderkrankung unter Fatigue leiden. DiEgO ist modular aufgebaut und ermöglicht eine flexible, alltagsnahe Nutzung, eigenständig oder mit Ergotherapeut:innen. Auch bewegungstherapeutische Inhalte sind vollständig über die App abrufbar.
Ergebnisse: Auf Basis des Feedbacks von Betroffenen und Ergotherapeut:innen wurde die Intervention erweitert; sie umfasst nun zwei Informationseinheiten, zehn ergotherapeutische Module sowie bewegungstherapeutische Angebote. Ergänzend können Entspannungsübungen flexibel eingesetzt werden. Aktuell läuft die dritte Anpassungsschleife, in der Betroffene aus dem Team die App testen. Ab August 2025 ist eine breitere Erprobung und Evaluation in rheumatologischen Praxen geplant.
Diskussion: Erste Rückmeldungen aus der dritten Anpassungsschleife zeigen, dass die niedrigschwelligen Einheiten und Übungsideen hilfreich im Alltag sind. Durch die regelmäßige Abfrage des Akkustandes wird eine zusätzliche Sicherheit erlangt.
Take Home Message für die Praxis: Partizipativ entwickelte Interventionen berücksichtigen gezielt die Erfahrungen Betroffener und fördern alltagsnahe Ansätze, die besser angenommen werden – auch in der hausärztlichen Versorgung ein Vorteil.