59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Patientenseitige Erfahrungen mit Post-COVID – eine qualitative Wiederholungsstudie mit Langzeiterkrankten
Text
Hintergrund: Das Post-COVID-Syndrom ist eine im Rahmen der Covid-19-Pandemie erstmalig aufgetretene, chronische Erkrankung mit zahlreichen, sehr individuellen Beschwerden, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Bis heute ist die Pathogenese weitestgehend ungeklärt. Eine kausale Therapie ist bislang nicht verfügbar. Dementsprechend ist die Versorgung betroffener Patient:innen eine große Herausforderung.
Zielsetzung/Fragestellung: Bereits in 2022/23 wurde eine qualitative Studie mit 13 Betroffenen in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Ziel dieser Wiederholungsstudie ist es, die Erfahrungen der damals Betroffenen erneut zu untersuchen.
Material und Methoden: Die methodische Grundlage für die Datenerhebung bildet das narrative Interview nach Fritz Schütze. Die 2022/23 befragten Interviewpartner wurden erneut kontaktiert. Von ursprünglich 13 Patient:innen stehen elf für ein erneutes Interview zur Verfügung. Bislang wurden drei Interviews geführt. Die Auswertung erfolgt softwarebasiert mithilfe der Grounded Theory.
Ergebnisse: Die bisher interviewten Frauen beklagten, dass es in Mecklenburg-Vorpommern keine Versorgung für Post-COVID-Erkrankte gebe. Es fehle an informierten, engagierten und empathischen Ärzt:innen. Die Erkrankten sind nicht arbeitsfähig und kämpfen um den Erhalt von Pflege- und Rentengeldern, die ihre Gesundheitsausgaben jedoch nur spärlich decken können. Die drei Interviewpartnerinnen sind auf die finanzielle und pflegerische Unterstützung ihrer Ehemänner angewiesen. Bis zur Konferenz werden weitere Interviews geführt und in die Analyse einfließen.
Diskussion: Die Erkrankten wünschen sich mehr Aufklärung und Akzeptanz in der Gesellschaft, leicht zugängliche Therapiemöglichkeiten für alle Betroffenen und v.a. gut ausgebildete und engagierte Ärzt:innen. Diesen Wünschen könnte man durch hochwertige Weiterbildungen für Fachpersonal, einer zentralen Informationsplattform für Patient:innen und mehr staatlicher Aufklärung nachkommen.
Take Home Message für die Praxis: Gerade angesichts des hohen Leidensdrucks Betroffener ist ein emphatisches Miteinander wünschenswert. Das Wissen um lokale Versorgungsstrukturen hilft, Patient:innen ggf. an passende Expert:innen zu vermitteln.