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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Die Corona-Pandemie aus hausärztlicher Perspektive – eine qualitative Interviewstudie zu Rezeption, Reaktion und Bilanz

Clara von Lonski 1
Julian Wangler 1
Michael Jansky 1
1Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Mainz, Deutschland

Text

Hintergrund: Im Laufe der Corona-Pandemie standen vielfach Krankenhäuser im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Demgegenüber war die Perspektive von Hausärzt:innen weniger gut sichtbar. Da jedoch der Großteil der Versorgung der an COVID-19 erkrankten Menschen ambulant durch Hausarztpraxen übernommen wurde, bedarf es einer Beleuchtung der hausärztlichen Arbeit und Rolle während der Pandemie.

Zielsetzung/Fragestellung: Die Studie exploriert hausärztliche Erfahrungen, Herausforderungen, Strategien zur Krisenbewältigung sowie Bilanzierungen während der Corona-Pandemie.

Material und Methoden: Im Zeitraum 2022/23 wurden 20 Hausärzt:innen aus Rheinland-Pfalz mithilfe qualitativer, leitfadengestützter Interviews befragt. Die Interviewergebnisse wurden im Anschluss mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Der Großteil der befragten Hausärzt:innen erinnert eine starke Betroffenheit und Belastung ihrer Praxis während der Corona-Pandemie. Dabei erlebten viele die initiale Mangelversorgung mit persönlicher Schutzausrüstung, die unzureichende Informationsvermittlung an Ärzt:innen sowie die Organisation und Ausführung der COVID-19-Impfung als herausfordernd. Die Mehrheit berichtet von wesentlichen pandemiebedingten Veränderungen im täglichen Praxisbetrieb. Hinsichtlich der Bewältigung der Krisensituation fühlten sie sich von der Gesundheitspolitik unzureichend unterstützt und versuchten deshalb, eigene Lösungsstrategien für die Praxis zu erarbeiten. Größtenteils einig waren sie sich dabei, dass die Hausärzteschaft eine zentrale Rolle in der pandemischen Gesundheitsversorgung eingenommen hat. Die Interviewten fordern eine stärkere Unterstützung und Einbeziehung in pandemischen Fragen seitens der Gesundheitspolitik sowie das Ziehen von Learnings aus Pandemie-Erfahrungen bezüglich Vorbereitung, Organisation und Informationsvermittlung.

Diskussion: Eine Pandemie bedeutet für die hausärztliche Versorgung einen starken Einschnitt in den täglichen Praxisbetrieb. Mit mangelnder Unterstützung seitens der Gesundheitspolitik sah sich die Hausärzteschaft vor einer nur schwer zu bewältigenden Herausforderung. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit einer intensiven gesundheitspolitischen Vorbereitung mit hausärztlicher Beteiligung vor einer möglichen nächsten Pandemie.

Take Home Message für die Praxis: Um eine günstige hausärztliche Ausgangssituation für kommende Gesundheitskrisen zu schaffen, ist es notwendig, die Hausärzteschaft in die Gesundheitsplanung zur Bewältigung von Pandemien einzubeziehen und diese mithilfe der Learnings aus vergangenen Pandemie-Erfahrungen zu unterstützen.