59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Kommunikation in der hausärztlichen Praxis: Eine explorative Analyse von Aufklärungsgesprächen anlässlich der Neuverordnung von Akut-, Bedarfs- oder Langzeitmedikation
2IB Hochschule für Gesundheit und Soziales, Deutschland
Text
Hintergrund: Für eine sichere Arzneimitteltherapie ist es unerlässlich, dass bei der Verordnung von Medikamenten Ärzt:innen und Patient:innen die Medikation ausführlich besprechen. Obwohl die Gesprächsinhalte interindividuell variieren, weisen Chan et al. (2020) darauf hin, dass Patient:innen die Informationen verständlich vermittelt bekommen möchten.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel des Dissertationsvorhabens ist die Analyse von ärztlichen Aufklärungsgesprächen, um eine sichere Medikamenteneinnahme zu gewährleisten und Einnahmefehler zu vermeiden. Zudem wird der Einfluss der patient:innenzentrierten Kommunikation auf die Informationsvermittlung untersucht.
Im Mittelpunkt stehen die Fragen:
Welche Informationen entnehmen Patient:innen einem Aufklärungsgespräch im Rahmen einer Medikamentenneuverordnung?
Welchen Einfluss hat die patient:innenzentrierte Kommunikation auf die Informationsvermittlung und -wiedergabe?
Material und Methoden: Die Datenerhebung erfolgte zwischen 07/2024 und 01/2025 in fünf hausärztlichen Praxen. Anhand standardisierter Fragebögen für Patient:innen und Hausärzt:innen sowie eines Beobachtungsbogens wurden Gesprächssituation sowie -inhalte zur Medikamentenverordnung und soziodemographische Daten erfasst. Die statistische Datenanalyse erfolgte mit SPSS (Version 28), ergänzt durch die inhaltsanalytische Auswertung offener Fragen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden n=134 Patient:innen (60% weiblich, 40% männlich) in die Datenanalyse eingeschlossen. Während bei den Aufklärungsgesprächen zur Medikation keine Unterschiede nach Geschlecht ersichtlich wurden, zeigten sich altersspezifische Differenzen: 38% der 31- bis 60- versus 28% der über 60-Jährigen erinnerten sich vollständig an vermittelte Informationen. Unter 30-jährige Patient:innen wurden seltener aktiv ins Gespräch einbezogen. Bei über 60-Jährigen wurde am häufigsten das Verständnis erfragt.
Diskussion: Obwohl nicht alle Informationen zur verordneten Medikation vermittelt wurden bzw. erinnerlich waren, fühlte sich der Großteil (97%) der Patient:innen in der Lage, die Medikamente wie besprochen einzunehmen.
Take Home Message für die Praxis: In vielen Bereichen der hausärztlichen Versorgung spielt die patient:innenzentrierte Kommunikation eine entscheidende Rolle. Patient:innen, die bei der Medikamentenverordnung aktiv ins Gespräch einbezogen und deren Verständnis erfragt wurde, erinnerten sich häufiger an die Gesprächsinhalte.
Ein bewusstes Ansprechen von offen gebliebenen Fragen und Verständnis hilft nachhaltig, die Adhärenz zu erhöhen.