59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
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Mapping care pathways for selected chronic disease (MAPS-CD): der Versorgungspfad bei Typ-2-Diabetes
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Hintergrund: Versorgungspfade sind in der Praxis, jenseits von Leitlinien und strukturierten Programmen, weitgehend unbekannt. Eine Kartierung von Versorgungspfaden kann dabei helfen, Engstellen zu identifizieren, die Orientierung im Gesundheitssystem zu erleichtern, multidisziplinäre Versorgung zu verbessern und Präventionsmöglichkeiten zu stärken.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der Studie ist die Kartierung des gesamten Versorgungspfads von Betroffenen mit Typ-2-Diabetes, beginnend mit der Diagnose, sowie die Identifikation von Engstellen in der Versorgung.
Material und Methoden: Es wurden im Rahmen eines Scoping Reviews die Datenbanken PubMed, Web of Science, CINAHL, Cochrane und Google Scholar sowie graue Literatur durchsucht. Eingeschlossen wurden Studien mit Daten von 2014–2024 mit Fokus auf die Diabetesversorgung in Deutschland. Ausgeschlossen wurden Artikel, die keinen Bezug zu Diabetes hatten, nicht aus Deutschland stammten oder keinen Fokus auf Versorgungsstrukturen hatten. Drei Projektmitarbeitende sichteten Titel, Abstracts und Volltexte und extrahierten relevante Informationen zu Versorgungspfaden und Engstellen. Eine konsensbasierte Visualisierung des Versorgungspfads wurde erstellt und mit Betroffenen diskutiert.
Ergebnisse: Der Versorgungspfad beginnt oft mit einem Zufallsbefund. In der frühen Diabetesversorgung sind Allgemeinmedizin, Diabetologie und Krankenhäuser beteiligt. Die Versorgung ist in soziale Determinante und technologische Innovationen eingebettet. Hinzu kommen Komorbiditäten wie Neuropathie, Demenz, Retinopathie, das diabetische Fußsyndrom und Depression, was das Einbinden unterschiedlicher Fachbereiche in den Versorgungsprozess erfordert. Das Disease-Management-Programm (DMP) nimmt eine koordinierende und strukturierende Rolle ein. Pflegeheime und Apotheken sind durch Schulungen und Medikationsmanagement als weitere Stakeholder am Versorgungspfad beteiligt. Das Selbstmanagement der Patientinnen und Patienten nimmt den größten Teil des Versorgungspfads ein.
Diskussion: Besondere Herausforderungen in Bezug auf die Diabetesversorgung sind die mangelnde Koordination zwischen Fachdisziplinen, unzureichende Schulungen und Spezialisierungen sowie sozioökonomische Ungleichheiten, die gerade durch die zentrale Rolle des Selbstmanagements zu gesundheitlichen Ungleichheiten führen können.
Take Home Message für die Praxis: Die Kartierung von Versorgungspfaden kann Betroffenen und Behandelnden helfen, sich besser im Gesundheitssystem zu orientieren und relevante Stakeholder gezielt einzubinden. Zudem ermöglicht sie die Identifikation von Handlungsfeldern.