59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Integration der tala-med-Cardio-App in den hausärztlichen Praxisalltag: Design und Perspektiven einer qualitativen multizentrischen Interviewstudie
2Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin & Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
3Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Abteilung für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim, Deutschland
4Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
Text
Hintergrund: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) zählen zu den häufigsten Todesursachen weltweit und werden maßgeblich durch Lebensstilfaktoren beeinflusst. Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status, begrenzter Gesundheitskompetenz oder Sprachbarrieren haben oft erschwerten Zugang zu Prävention. Digitale Gesundheitsanwendungen bieten eine vielversprechende Möglichkeit, niederschwellige Unterstützung bereitzustellen. Die App tala-med Cardio ist eine mehrsprachige, evidenzbasierte und kostenfreie Mobile-Health-Anwendung zur Förderung eines gesunden Lebensstils in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Rauchentwöhnung.
Zielsetzung/Fragestellung: Diese Studie untersucht, wie die tala-med-Cardio-App in die hausärztliche Versorgung integriert werden kann, welche Herausforderungen und Chancen sich bei der Empfehlung durch Hausärzt:innen ergeben und welche Optimierungen für eine breitere Anwendung notwendig sind.
Material und Methoden: Es handelt sich um eine qualitative, multizentrische Studie an den Standorten Freiburg, Mannheim und Tübingen. Teilnehmende Hausärzt:innen absolvieren ein semi-strukturiertes Einführungsinterview zur Vorstellung der App und möglichen Integrationsansätzen. Anschließend folgt eine 4–6-wöchige Implementierungsphase, in der die App in geeigneten Beratungssituationen empfohlen wird. Danach findet ein Abschlussinterview statt, das Erfahrungen, Herausforderungen und Optimierungsvorschläge thematisiert. Alle Interviews werden aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: Erste Rückmeldungen aus der Pilotphase zeigen eine hohe Akzeptanz der tala-med-Cardio-App durch Hausärzt:innen. Besonders hervorgehoben werden die Niedrigschwelligkeit, Mehrsprachigkeit und die multimodalen Therapiemöglichkeiten innerhalb der App. Die Empfehlung ließ sich gut in präventive Gespräche integrieren, erforderte jedoch zusätzliche Zeitressourcen. Die vollständige qualitative Auswertung wird auf dem DEGAM-Kongress 2025 vorgestellt.
Diskussion: Die tala-med Cardio App zeigt großes Potenzial zur Unterstützung kardiovaskulärer Prävention. Für eine nachhaltige Integration sind gezielte Strategien erforderlich, etwa kurze Informationsmaterialien oder strukturierte Beratungshilfen, um den Zeitaufwand für Hausärzt:innen gering zu halten und die Nutzung der App systematisch zu verankern.
Take Home Message für die Praxis: Digitale Präventionsangebote wie tala-med Cardio können die Lebensstilberatung im hausärztlichen Setting effektiv ergänzen. Eine frühzeitige, strukturierte Integration in präventive Gespräche ist dabei essenziell.