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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Stationäre Entlassungsbriefe von Pflegeheimbewohnern und ihre Relevanz für die weitere ambulante Versorgung

Ariane Mellentin-Kopitzki 1
Falk Hoffmann 1
Guido Schiemann 2
Alexander Fassmer 1
1Oldenburg, Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
2Bremen, Versorgungsforschung, Bremen, Deutschland

Text

Hintergrund: Ungeplante Krankenhausaufenthalte von Patienten aus Pflegeheimen gehören zum klinischen Alltag. Häufig sind diese verletzungs- oder infektbedingt. Hausärzte spielen hier in der Versorgungssteuerung vor und nach dem Krankenhausaufenthalt eine zentrale Rolle. Aufgrund nicht klar strukturierter Versorgungspfade können sich hier Lücken im Informationsfluss zeigen.

Zielsetzung/Fragestellung: Wie ist der Hausarzt im Rahmen der aktuellen Versorgungspfade in den Ablauf ungeplanter Krankenhausaufnahmen von Pflegeheimbewohnern eingebunden?

Welche Informationen bzgl. des stationären Verlaufs und des poststationär anvisierten Procedere sind dem Hausarzt aus den Entlassbriefen zugänglich?

Material und Methoden: Zwischen 03/2018 und 07/2019 wurde in 14 Pflegeheimen in Bremen und Niedersachsen mittels standardisierter Fragebögen durch versorgende Pflegekräfte Daten zu ungeplanten Krankenhausaufnahmen von erhoben und zusätzlich Informationen aus den Entlassbriefen extrahiert. Eingeschlossen wurden ausschließlich vollstationäre verletzungs- und infektionsbedingte Aufenthalte.

Ergebnisse: Es erfolgten insgesamt 256 ungeplante Aufnahmen, von denen 70 verletzungs- und 54 infektionsbedingt waren. Bei 67,7% der verletzungs- bzw. 42,6% der infektbedingten Aufenthalte lag eine Demenz vor, eine Vorsorgevollmacht hatten 52,4% bzw. 38,9%. Während es bei 50,6% der infekt- und 20,6% der verletzungsbedingten Aufnahmen 48h zuvor Kontakt mit dem Hausarzt gab und die Aufnahmen in beiden Gruppen zumeist während der Praxisöffnungszeiten erfolgten, war er nur bei 36,4%/13,3% in die finale Aufnahmeentscheidung involviert. Inhaltlich waren in den Entlassbriefen beider Gruppen in >80% die Aufnahmeuntersuchung und >90% die Röntgendiagnostik dokumentiert, jedoch kaum Informationen zum Einweisungsmodus, Medikationsverlauf oder Therapielimitationen. Poststationäres Procedere wurde für 95,7% der verletzungs- und 81,4% der infektbedingten Aufenthalte empfohlen.

Diskussion: Der Hausarzt wird obwohl verfügbar selten in die Aufnahme von Heimbewohnern eingebunden. Die stationäre Therapie ist aus den Briefen nur wenig ersichtlich. Die Struktur der Briefe bei verletzungsbedingten Aufenthalten ist effizienter.

Take Home Message für die Praxis: Die Übermittlung von relevanten Patienteninformationen nach Krankenhausaufenthalten muss verbessert werden, um im ambulanten Setting eine strukturierte und kosteneffiziente Weiterbehandlung von Heimbewohnern zu ermöglichen.