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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase im Pflegeheim – die Rolle der Hausärzt:innen innerhalb des Beratungsprozesses

Tanja Schleef 1
Anna Völkel 2
Hannes Jacobs 2
Birte Burger 3
Jona Theodor Stahmeyer 3
Anna Levke Brütt 2,4
Falk Hoffmann 2
Stephanie Stiel 1
1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland
2Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
3AOK – Die Gesundheitskasse, Stabsbereich Versorgungsforschung, Deutschland
4Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Psychologie, Hamburg, Deutschland

Text

Hintergrund: Seit 2018 können Pflegeheime in Deutschland die Gesundheitliche Versorgungsplanung (GVP) nach §132g SGB V, eine strukturierte und kontinuierliche Beratung zur Versorgung am Lebensende, anbieten und zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abrechnen. Als Beratungsprozess für Heimbewohner:innen, ihren Angehörigen und den an der Versorgung Beteiligten zielt GVP auf eine gemeinsame Entscheidungsfindung und informierte Einwilligung bzw. Ablehnung im Falle zukünftiger gesundheitlicher Krisen, die mit Einwilligungsunfähigkeit einhergehen. Bislang liegen kaum Erkenntnisse zur praktischen Umsetzung von GVP-Beratungsangeboten vor.

Zielsetzung/Fragestellung: Wie sind Hausärzt:innen in den GVP-Beratungsprozess eingebunden?

Material und Methoden: Prospektive Erfassung aller GVP-Beratungsgespräche während eines 14-monatigen Beobachtungszeitraumes in 15 niedersächsischen Pflegeheimen mit einer Zulassung zur Abrechnung von GVP-Leistungen. Erhoben wurden Charakteristika der betroffenen Bewohner:innen, Angaben zu Gesprächsdauer, zu beteiligten Personen, den jeweils besprochenen Themen sowie zur Dokumentation der Beratungsergebnisse. Die Auswertung erfolgte statistisch deskriptiv.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 473 GVP-Gespräche mit/zu den Bewohner:innen (55% weiblich, durchschnittliches Alter 80 Jahre, 66% mit dementiellen Veränderungen) erfasst.

Mit persönlicher hausärztlicher Beteiligung fanden 26/462 (6%) der GVP-Gespräche statt, in 99 Fällen (21%) wurde dokumentiert, dass ein gesondertes Gespräch mit dem/der Hausärzt:in stattfand bzw. stattfinden wird, für 213 (46%) der GVP-Gespräche wurde festgehalten, dass der/die Hausärzt:in über das Beratungsergebnis informiert wird. In 35 Fällen (8%) war eine hausärztliche Einbindung nicht möglich.

Für 190 Bewohner:innen wurde im Rahmen von GVP eine Verfügung für Notfallsituationen erstellt, von diesen wurden 153 (81%) in der hausärztlichen Praxis hinterlegt. Von 111 erstellten Patientenverfügungen wurden 79 (87%), von 73 erstellten Vertreterdokumentationen wurden 63 (86%) an eine hausärztliche Praxis ausgegeben.

Diskussion: Die Einbindung von Hausärzt:innen in die GVP erfolgt auf vielfältige Weise – von persönlicher Beteiligung bis zur Information über das Beratungsergebnis sowie durch Hinterlegen von Vorsorgedokumenten. Gesonderte Gespräche von GVP-Berater:innen mit Hausärzt:innen über die betreffenden Bewohner:innen sind häufiger als die persönliche hausärztliche Beteiligung im Heim

Take Home Message für die Praxis: Die hausärztliche Praxis ist ein wichtiger Aufbewahrungsort für Vorsorgedokumente von Heimbewohner:innen.