59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
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Hausärztliche Beratung zu Vorsorgedokumenten – Ergebnisse einer Befragung von Hausärzt:innen in Niedersachsen
Text
Hintergrund: Für den Prozess des Erstellens von Vorsorgedokumenten wird eine ärztliche Beratung empfohlen. Hausärzt:innen kennen meist die medizinische und soziale Situation ihrer Patient:innen und können daher geeignete Ansprechpersonen für die Erstellung und Aktualisierung von Vorsorgedokumenten sein.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der Studie ist die Erfassung der Häufigkeit und Art der hausärztlichen Beratungstätigkeit zu Vorsorgedokumenten. Es soll zudem erfasst werden, welche subjektiv empfundenen Kompetenzen und welchen Wissensstand Hausärzt:innen für die Beratungstätigkeit zu Vorsorgedokumenten aufweisen.
Material und Methoden: Von Oktober bis November 2024 wurde eine schriftliche Online-Befragung durchgeführt. Adressat:innen waren alle in Niedersachsen praktizierenden Hausärzt:innen. Es kam eine adaptierte Version eines erprobten Fragebogens inkl. eines fallvignettenbasierten Wissenstests zu Vorsorgedokumenten und Einwilligungsunfähigkeit zum Einsatz. Die Daten wurden deskriptiv mittels SPSS ausgewertet.
Ergebnisse: Es wurden Daten von 502 Hausärzt:innen eingeschlossen. 85,1% der Befragten geben an, ihre Patient:innen zu Vorsorgedokumenten zu beraten. Gründe, Patient:innen nicht zu beraten, sind u. a. nicht vorhandene Bedarfe der Patient:innen oder mangelnde Qualifikation seitens der Hausärzt:innen. Die Teilnehmenden schätzen ihre subjektive Beratungskompetenz als eher hoch ein. Unsicherheiten werden vor allem beim Umgang mit Emotionalität und Ängsten von Patient:innen angegeben. Der objektive Wissenstest ergab eine durchschnittliche Punktzahl von 22,5 von 30 möglichen Punkten. Ein hohes Wissen wird vor allem bei Wirksamkeitsvoraussetzungen von Vorsorgedokumenten sichtbar. Wissensdefizite bestehen u. a. im Bereich Vertretungsrecht.
Diskussion: Ein Großteil der Hausärzt:innen in Niedersachsen berät Patient:innen zu Vorsorgedokumenten. Es werden jedoch Wissensdefizite und Fehlvorstellungen sowie Unsicherheiten deutlich, die einen Einfluss auf die Beratungsqualität haben können. Die Ergebnisse untermauern den Stellenwert der Thematik in der Aus- und Weiterbildung von Hausärzt:innen.
Take Home Message für die Praxis: Die Beratung zu Vorsorgedokumenten ist praktizierter Teil der hausärztlichen Tätigkeit, kann jedoch umfangreich und fachlich anspruchsvoll sein.