59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
MINI-Neph: Minimal-invasive Intervention zur verbesserten Erkennung und Einbindung palliativmedizinischer Bedarfe bei Patient:innen mit lebenslimitierender nephrologischer Erkrankung
2Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum, Klinik II für Innere Medizin, Köln, Deutschland
3Nephrologisches Zentrum Zwickau, Zwickau, Deutschland
4Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum, Zentrum für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Cologne Düsseldorf (CIO ABCD), Köln, Deutschland
5Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Universitätsklinik, Zentrum für Versorgungsforschung Köln (ZVFK), Köln, Deutschland
Text
Hintergrund: Patient:innen mit lebenslimitierender nephrologischer Erkrankung stehen häufig vor komplexen Herausforderungen. Trotz hoher Morbidität und Mortalität wird die palliative Versorgung nicht-onkologischer Patient:innen häufig vernachlässigt.
Zielsetzung/Fragestellung: MINI-Neph zielt darauf ab, die bestehende ambulante nephrologische Versorgung zu evaluieren und das Erkennen von palliativen Bedarfen von Patient:innen mit lebenslimitierender nephrologischer Erkrankung durch eine minimalinvasive Intervention (MINI) zu verbessern.
Material und Methoden: Prä- und Postbefragung von Versorgenden mittels Online-Survey bundeslandübergreifend in drei Praxen in Deutschland (NRW, Sachsen) zur Erfassung von Wissenstand, Kommunikation und Selbstwirksamkeit im Umgang mit Palliativpatient:innen. Die Datensammlung läuft fortwährend. Ergebnisse auf dem Kongress werden zusätzlich die Postbefragung umfassen.
Ergebnisse: Versorgende (n=48) fühlen sich (eher) sicher im Erkennen von Kriterien, dass Patient:innen sich im letzten Lebensjahr befinden (57,6%) und in der Versorgung dieser Patient:innengruppe (60,6%).
51,5% stimmten (eher) der Aussage zu, mit Patient:innen über die gewünschte Art der Versorgung zu sprechen, jedoch sprechen nur 28,1% (eher) über den gewünschten Versorgungs- und Sterbeort. Es sei für Patient:innen (eher) schwierig, im Gespräch mit Ärzt:innen Ängste und Sorgen in Bezug auf Sterben und Tod anzusprechen (75,8%). Allerdings stimmen 58,1% (eher) zu, im Gespräch zu bleiben, wenn der Wunsch nach Sterbehilfe geäußert wird.
Bei Gesprächen zu anstehenden Therapieentscheidungen fällt die Zustimmung geteilt aus. Je 46,5% stimmte der Aussage (eher) oder (eher) nicht zu, diese regelmäßig zu führen. Ebenso geteilt war die Zustimmung zur Sicherheit, im Gespräch Patient:innen und Angehörigen mitzuteilen, dass die Erkrankung nicht-heilbar und lebensbedrohlich ist (45,5% stimmen (eher) nicht zu; 48,5% stimmen (eher) zu).
Diskussion: Die Studie zeigt, dass das theoretische Wissen und die Kriterien zur Identifizierung von Patient:innen am Lebensende zwar weitgehend bekannt sind, die Umsetzung dieses Wissens in die Praxis eine Herausforderung darzustellen scheint. Durch die Früherkennung von palliativmedizinischem Bedarf kann die Kommunikation gefördert werden, was nicht nur das Verständnis der Krankheitssituation, sondern auch den Zugang zur notwendigen palliativmedizinischen Versorgung erleichtern kann.
Take Home Message für die Praxis: Die proaktive Kommunikation mit den Patient:innen über palliative Themen stellt für Versorgende noch eine Herausforderung dar.