59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Regionale Hospiz- und Palliativnetzwerke in Deutschland – Ergebnisse einer bundesweiten Bestandserhebung
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Hintergrund: In der Palliativversorgung arbeiten Fachkräfte aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen, um die Lebensqualität von Patient:innen und Angehörigen zu verbessern, die von einer progedienten, lebenslimitierenden Erkrankung betroffen sind. Regionale Hospiz- und Palliativnetzwerke (RHPN) haben das Ziel, die Zusammenarbeit der Versorgungsakteur:innen zu verbessern und können seit 2022 nach § 39d SGB V durch die Krankenkassen gefördert werden. Hausärzt:innen sind ein zentraler Bestandteil von RHPN.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der Studie ist es, die Struktur, die Organisation und die Aktivitäten von RHPN in Deutschland zu erforschen.
Material und Methoden: Im Rahmen des HOPAN-Projektes (Förderung: Innovationsfonds beim G-BA; FKZ: 01VSF22042; Laufzeit: 01/2023–09/2025) wurde im Winter 2023 eine Online-Befragung (111 Items) an über 390 Netzwerkstrukturen der Hospizarbeit und Palliativversorgung versandt. Die Inhalte des Fragebogens waren Strukturmerkmale der RHPN, wie z.B. Zusammensetzung, Organisation und Aktivitäten. Die Daten wurden deskriptiv mit SPSS ausgewertet.
Ergebnisse: Nach Plausibilitätsprüfung und Datenbereinigung sind n=64 Datensätze in die Auswertung eingeflossen. Die im Verhältnis zu den Landkreisen größte Dichte an RHPN befindet sich in Nordrhein-Westfalen (n=18), Brandenburg (n=6) und Schleswig-Holstein (n=4). Die meisten RHPN wurden im Jahr 2023 gegründet (n=13), umfassen den gesamten Landkreis (n=36) und verfügen über eine hauptamtliche Koordination (n=55). Die Finanzierung erfolgt zumeist über zwei Quellen, wobei die Krankenkassenförderung nach § 39d SGB V die wichtigste Quelle darstellt (n=25). Häufigste Netzwerkmitglieder sind ambulante Hospizdienste (n=60), stationäre Pflegeeinrichtungen (n=58), sowie SAPV-Teams, ambulante Pflegedienste und Ärzt:innen (je n=56).
Diskussion: Die neue Förderung für RHPN nach § 39d SGB V bildet eine wichtige finanzielle Rahmenbedingung für die Netzwerke und scheint zugleich Anlass zur Gründung neuer RHPN zu sein. Die häufigsten Netzwerkpartner kommen aus den ambulanten Versorgungsstrukturen.
Take Home Message für die Praxis: Die neuen Fördermöglichkeiten für RHPN nach § 39d SGB V scheinen zu einer Zunahme der Netzwerkstrukturen zu führen, aber die Netzwerke sind bundesweit ungleich verteilt. Engagierte Netzwerkpartner und förderliche politische Rahmenbedingungen scheinen sich positiv auf die Netzwerkarbeit auszuwirken.