59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Zwischen Innovation und Regelversorgung: Wege digitaler Medizinprodukte in die hausärztliche Versorgung – eine Online-Befragung
2Universitätsklinikum Bonn, Bonner Netzwerk Versorgungsforschung, Bonn, Deutschland
Text
Hintergrund: Digitale Medizinprodukte wie Apps, Webseiten oder KI-Tools gelten als zukunftsweisend für die ambulante Gesundheitsversorgung. Im hausärztlichen Kontext können sie evidenzbasierte Maßnahmen fördern, den Praxisalltag entlasten und das Patienten-Selbstmanagement verbessern. Trotz klinischer Evidenz scheitert die Implementierung in die Regelversorgung teils an regulatorische Hürden und komplexen Zulassungsverfahren (z.B. MDR/DiGA Fast-Track).
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel ist es, systematisch Barrieren und Erfolgsfaktoren entlang des Produktzyklus digitaler Medizinprodukte zu identifizieren. Auf Basis der Ergebnisse sollen Best Practice-Modelle beschrieben werden.
Material und Methoden: Die Studie wird als bundesweite strukturierte Online-Befragung umgesetzt und adressiert Entwickelnde/Herstellende, die digitale Medizinprodukte konzipieren, evaluieren und zur Marktreife bringen. Der Fragebogen umfasst derzeit 30 Items unterschiedlicher Skalenniveaus. Die Items basieren auf einer systematischen Literaturrecherche und explorativen Stakeholder-Interviews. Sie thematisieren Erfahrungen mit regulatorischen Verfahren, Kooperationen mit Wissenschaftlern und Zielgruppen, die Innovationsfreundlichkeit des Gesundheitssystems sowie Erfolgsfaktoren und Hürden beim Marktzugang. Die Ergebnisse werden deskriptiv und graphisch aufbereitet; zudem werden Zusammenhänge zwischen Konstrukten und Subgruppen mittels Korrelationsanalysen untersucht.
Ergebnisse: Die Befragung befindet sich derzeit in der Pilotphase. Ein Pretest (n=6 TN) wurde erfolgreich umgesetzt. Weitere Umfrageergebnisse werden bis zum Kongress vorliegen.
Diskussion: Digitale Innovationen bieten ein großes Potenzial für die hausärztliche Versorgung, besonders beim Management chronischer Erkrankungen. Gleichzeitig stehen diese zunehmend in der Kritik und verschärfte regulatorische Anforderungen erschweren die Implementierung. Die Identifikation von Best Practice-Beispielen zeigt Erfolgsmodelle auf, die durch partizipative Entwicklung mit Leistungserbringenden und Patient:innen in die Regelversorgung überführt wurden.
Take Home Message für die Praxis: Eine nachhaltige Integration digitaler Medizinprodukte in die hausärztliche Versorgung erfordert partizipative Entwicklungsprozesse, die sorgfältige Berücksichtigung regulatorischer Anforderungen sowie die frühzeitige Adressierung potenzieller Umsetzungshürden.