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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Von Tochter zu Mutter – familiäre Kommunikation am Beispiel des wahrgenommenen Einflusses auf die Inanspruchnahme der Gebärmutterhalskrebs-Früherkennungsuntersuchung (GKFU)

Annika Clara Engler 1
Sabrina Hoppe 1
Stefan Wilm 1
1Heinrich-Heine-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland

Text

Hintergrund: Die oftmals beschriebene vertrauensvolle Bindung zwischen Tochter und Mutter ist vielversprechend im Hinblick auf die gegenseitige Beeinflussung des Gesundheitsverhaltens. Für Deutschland liegen aber keine Daten dazu vor, ob eine aufwärtsgerichtete Kommunikation von Tochter zur Mutter das Gesundheitsverhalten der Mutter beeinflussen kann, z.B. hinsichtlich der Inanspruchnahme der GKFU.

Zielsetzung/Fragestellung: Untersucht wurde, ob sich bei Müttern ab dem 40. Lebensjahr, die eine Tochter von mind. 15 Jahren haben, ein Einfluss auf die Inanspruchnahme der GKFU zeigt, wenn sie vor ihrer Entscheidung darüber mit ihrer Tochter gesprochen hatten.

Material und Methoden: Zur Eröffnung des Forschungsfeldes wurden in einer qualitativen Teilstudie problemzentrierte Interviews (N=9) mit Müttern der Zielgruppe, die sich in Alter, Bildung und Migrationshintergrund unterschieden, von der Doktorandin mit Interviewerfahrung geführt. Die Frauen wurden in gynäkologischen Praxen in Düsseldorf angesprochen. Die Auswertung erfolgte mittels integrativem Basisverfahren. Die Ergebnisse wurden in die Entwicklung eines Fragebogens für die explorative quantitative Teilstudie integriert. Dieser erfragte die Kommunikation zwischen Tochter und Mutter bezüglich der Gesundheit der Mutter, der GKFU und GKFU-Teilnahmemotivatoren. Es wurden 200 Fragebögen in hausärztlichen Lehrarztpraxen und gynäkologischen Praxen im Umkreis Düsseldorf und Freiburg ausgelegt (Rücklauf 60,5%, n=121). Der Fragebogen wurde deskriptiv und mittels Zusammenhangsanalysen ausgewertet.

Ergebnisse: Die qualitativen Analyseergebnisse deuteten darauf hin, dass sich einige der Mütter zwischen der „traditionellen“ Mutterrolle und der Akzeptanz eines Rollenzuwachses der Tochter als Fürsorgerin befinden. Familiäre Schicksalsschläge und die eigene Mutter als Vorbild waren weitere Motivatoren für die GKFU. Quantitative Ergebnisse zeigten, dass 38% (n=46) der Frauen mind. ein Gespräch mit der Tochter bezüglich ihrer GKFU hatten. Fast alle davon (91,3%, n=42) gaben an, das Gespräch habe ihre Entscheidung beeinflusst. Eine Zusammenhangsanalyse ergab, dass Frauen, die angaben, sie können mit ihren Töchtern über ihre gesundheitlichen Sorgen und Ängste sprechen, auch eher mit diesen über die GKFU sprachen.

Diskussion: Die Kommunikation von Tochter zu Mutter in Bezug auf die GFKU spielt neben weiteren Motivatoren eine wichtige Rolle.

Take Home Message für die Praxis: Wir sollten unsere Patientinnen ermuntern, zur evidenzbasierten GKFU zu gehen – und gezielt fragen, ob sie in der Familie dazu motivierende Gespräche geführt haben.