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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Diagnostik und Therapie von Depressionen in der Primärversorgung – eine qualitative Studie zu Status quo, Erfahrungen und Problemstellungen aus hausärztlicher Perspektive

Maria Lambers 1
Julian Wangler 1
Michael Jansky 1
1Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Mainz, Deutschland

Text

Hintergrund: Das Thema Depression erfährt zunehmend an Bedeutung in der Öffentlichkeit und Versorgungsforschung. Hausärzte spielen als Primärversorger eine zentrale Rolle in der Diagnostik und Behandlung. Bislang fehlt es an belastbaren Studien, die die Perspektive der Hausärzt:innen untersuchen. Die Selbstwahrnehmung und Erfahrung in Hinblick auf ihre Rolle im Diagnostik- und Therapieprozess sowie mögliche Herausforderungen stehen im Vordergrund dieser Arbeit.

Zielsetzung/Fragestellung: Die Studie führt eine Status-quo-Analyse durch, die Problematiken und Chancen zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung von Depressionen in der Primärversorgung beleuchtet.

Material und Methoden: Von Dezember 2023 bis Juni 2024 wurden 18 aktive Hausärzt:innen in Rheinland-Pfalz zum Thema befragt. Die Erhebung erfolgte mittels qualitativer, halbstandardisierter Interviews.

Ergebnisse: Die Prävalenz von Depressionen ist gestiegen. Befragte nennen gesamtgesellschaftliche Herausforderungen und Enttabuisierung als Gründe. Hausärzt:innen nehmen eine Schlüsselrolle in der Diagnostik und Therapie ein, fungieren oft als Vertrauensperson, stehen jedoch vor Problemen bei der Weitervermittlung ins Versorgungssystem. Diagnostische Instrumente, digitale Hilfsmittel und die S3-Leitlinie werden uneinheitlich genutzt, wobei praktische Anwendbarkeit und Zeitfaktoren kritisch hinterfragt werden. Systemische Hürden wie lange Wartezeiten auf Therapieplätze, erschweren die Versorgung. Kurzfristige Hilfsangebote wie Kurzzeitgespräche gewinnen dagegen an Bedeutung. Der Wunsch nach einer besseren interdisziplinären Zusammenarbeit mit Fachärzten wird bei vielen Hausärzt:innen deutlich.

Diskussion: Hausärzt:innen ist bewusst, dass sie maßgeblich an der angemessenen Versorgung der Patient:innen beteiligt sind. Der aufgezeigte Handlungsbedarf sowie die Verbesserungsvorschläge eröffnen Perspektiven, wie das Gesundheitswesen besser auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen und die Primärversorger gezielter unterstützen kann.

Take Home Message für die Praxis: Hausärzt:innen spielen eine Schlüsselrolle. Strukturelle Hürden und systemische Herausforderungen erschweren die Versorgung. Eine starke interdisziplinäre Vernetzung, effiziente Vermittlungsstrukturen und der Ausbau niedrigschwelliger Hilfsangebote sind wichtig, um die Versorgung nachhaltig zu verbessern.