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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Machbarkeit der Nationalen-Pandemie-Kohorten-Netz-Studie (NAPKON) in der ambulanten Versorgung – eine Fokusgruppenuntersuchung

Johanna Reif 1
Hanna Schrader 1
Dagmar Holmer 1
Alessia Dehnen 2
Isabel Bröhl 3
Lia Heyl 4
Anja Wollny 5
Hendrik Napierala 6
Ildikó Gágyor 1
1Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
2Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Essen, Deutschland
3Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Digitale Medizin und Klinische Datenwissenschaften, Frankfurt, Deutschland
4Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland
5Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
6Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Text

Hintergrund: Das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) ist Teil des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM). Im Rahmen der sektorenübergreifenden Plattform (SÜP) der prospektiven NAPKON-Studie wurden von 2020 bis 2023 SARS-CoV-2-infizierte Patient:innen in Kliniken und Praxen rekrutiert, um durch eine umfassende Datenerhebung ein tiefes Verständnis der COVID-19-Erkrankung zu ermöglichen. Die Rahmenbedingungen für diese umfangreiche Studie unterscheiden sich in Praxen und Kliniken jedoch erheblich, was die Studienteilnahme der Zentren, Rekrutierung der Teilnehmenden und die Datenqualität beeinflussen kann.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der Studie war es, fördernde und hemmende Faktoren für die Teilnahme hausärztlicher Praxen an einer Studie wie NAPKON zu identifizieren, auch im Vergleich zum stationären Setting. Die Ergebnisse sollen eine Hilfestellung für die künftige Studienplanung im NUM und darüber hinaus liefern.

Material und Methoden: Vier Fokusgruppeninterviews wurden von 11/24 bis 04/25 mit an der NAPKON-Studie beteiligten Studienassistentinnen, MFA, Ärzt:innen aus den teilnehmenden Praxen und Kliniken sowie Mitarbeitenden der Studienzentrale durchgeführt, aufgezeichnet, transkribiert und anschließend inhaltsanalytisch mit MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse: An den Fokusgruppen nahmen 23 Personen teil: 5 Studienassistentinnen, 3 medizinische Fachangestellte, jeweils 5 in Praxen bzw. Kliniken rekrutierende Ärzt:innen sowie 5 Mitarbeitende der NAPKON Infrastruktur (z.B. Studienkoordination, Datenmanagement). In den Praxen erschwerten Personalmangel und hoher Dokumentationsaufwand die Studienumsetzung, wobei die Patient:innenversorgung priorisiert wurde. Hausärztliche Rekrutierende benannten ein breites Patientenkollektiv, die enge Arzt-Patienten-Beziehung und eine hohe intrinsische Motivation, durch die aktive Entscheidung zur Studienmitwirkung als Stärken der Praxen bei der Studiendurchführung.

Diskussion: Begrenzte Ressourcen und hoher Dokumentationsaufwand erschwerten die Studienteilnahme in Hausarztpraxen. Die enge Arzt-Patientenbeziehung und das breite Patientenkollektiv sind Stärken, die gezielt genutzt werden sollten. Um Studien wie NAPKON für den ambulanten Sektor attraktiver zu machen, sollte dieser frühzeitig in die Planung einbezogen und gezielt entlastet werden – z.B. durch speziell zugeschnittene Materialien, digitale Hilfsmittel und administrative Unterstützung.

Take Home Message für die Praxis: Die Einbindung hausärztlicher Praxen in klinische Studien erfordert frühzeitige Planung, gezielte Entlastung und sektorspezifische Unterstützung.